Das Museum besitzt zwei als Gegenstücke konzipierte Gemälde der Brandenburger Zeichenlehrerin und Malerin Lucie Bielefeld (1891-1962) mit Darstellungen des 1948 auf dem Gelände der demontierten traditionsreichen Brennaborwerke errichteten Traktorenwerkes. Mit Sachlichkeit hat die damals 56jährige hier eine Gesamtansicht des Inneren der Maschinenhalle wiedergegeben, rechts die große Fensterfront mit den Arbeitsplätzen davor. Der Lichteinfall von rechts reizte sie offensichtlich besonders, überhaupt weist dieses Werk sie als Architekturmalerin aus. Den Vordergrund bestimmen ein hölzernes Gestell und einige Metallteile, auch Gussformen (einer Einkorkungspresse?), die jedoch nicht den Arbeitsprozessen zugeordnet werden konnten, ebensowenig wie etwa die Transmissionsriemen an der Decke. Da Arbeits- und Industriedarstellungen sonst nicht zu ihren Motiven gehören, mag die Künstlerin hier den Vorstellungen der Zeit gefolgt sein, in der auch Intellektuelle sich für die Arbeit in der Fabrik und auf dem Lande interessieren. Außerdem musste sie Geld verdienen, worauf auch ein alter Klebezettel auf der Rückseite deutet.
Lucie Bielefeld kam wie ihre Schwester aus bürgerlichen Verhältnissen in Brandenburg an der Havel, wo jedoch ein reges Interesse für bildende Kunst, Musik und Geschichte herrschte. An der Wredowschen Zeichenschule erhielt sie Zeichenunterricht von Walter Garski (1884-1961) und absolvierte dann in Berlin eine Ausbildung als Zeichen- und Turn-Lehrerin. Als solche war sie 1918-1923 in Brandenburg an der Havel auch tätig und seitdem hier freiberufliche Malerin.
Das Gemälde ist rechts unten mit brauner Farbe eigenhändig signiert in altdeutscher Schrift und datiert "Lucie Bielefeld 1948". Die Malerei ist lasierend aufgetragen und in gutem Zustand. Vor einigen Jahren erfolgte eine neue Rahmung, dabei wurde rückseitig ein alter Klebezettel, der wohl eigenhändig von der Künstlerin für den Verkauf angefertigt wurde, umgeklebt "Der Aufbau der Maschinenhalle / im Traktorenwerk Brandenburg Havel / im Winter 1948/49. / Ölgemälde von Lucie Bielefeld / Brandenburg Havel / Jahnstr. 11 III / Preis / (mit Rahmen) / 538 [? übermalt] DM.". (ib)
Ankauf von Hertha Bielefeld, Schwester der Künstlerin, in Brandenburg an der Havel.
Literatur:
Vgl. Köhler, Heike: Frauen in Kunst und Gesellschaft im 19. / frühen 20. Jahrhundert, in: Historischer Verein Brandenburg (Havel) e.V. 20. Jahresbericht 2010/11, Brandenburg an der Havel 2011, S. 202-224 (über Hertha und Lucie Bielefeld S. 210-222)