Dargestellt ist Ellen Sarah Bergmann, geb. Inglis (gestorben 1920), Tochter des Kaufmannes Inglis aus London. In der Sammlung existiert als Pendant das Halbfigurenporträt ihres Gemahls, Wilhelm Arthur Bergmann (1840 - 1913), der Mitbegründer der Brandenburger Fein-Jute. Jenes entstand wenige Jahre nach der Gründung der Firma „Erste Deutsche Fein-Jute-Garnspinnerei“ (siehe V00373 KaGe).
Das Frauenporträt ist lockerer ausgeführt und stilistisch freier als das Herrenporträt, außerdem zwei Jahre nach diesem entstanden, also später als Gegenstück zum Herrenbildnis komponiert. Vielleicht war die Eheschließung der Anlass für das Gemälde.
Es handelt sich um ein Hüftbild sitzend in einem Sessel, mit den Händen im Schoß vor dunklem Hintergrund. Leicht nach links gedreht schaut die Dargestellte den Betrachter an. Über ihrer rechten Schulter schmücken zwei große rote Mohnblüten ihr hochgeschlossenes schwarzes Kleid - durchaus ein modernes Signet der Japanmode in jenen Jahren des aufkommenden Jugendstils. Das Haar im Nacken hochgesteckt, trägt sie einen modischen Pony mit einigen Stirnfransen.
Der Landschafts- und Porträtmaler George Mosson (1851 - 1933) ist einer der seltenen aus Frankreich stammenden Maler, die sich in Berlin niederließen, die Künstlerwanderung verlief in jenen Jahren eher von Deutschland nach Frankreich. Er war in Berlin Schüler von Carl Steffeck, außerdem auch Schüler der Weimarer Malerschule. Er gehörte zu den Gründungsmitgliedern der Secession in Berlin und gab neben Franz Skarbina und Hans Baluschek im Verein der Künstlerinnen Berlin, 1867 gegründet, Mal- und Zeichenunterricht.
Das Gemälde ist links oben signiert "George Mosson" und rechts oben datiert "1890."
Auf der Rückseite auf dem Keilrahmen ist mit schwarzer Tinte geschrieben „3. Portrait George Mosson. Nollendorf Platz 1 Berlin“. Zwei Papieraufkleber auf dem Keilrahmen verzeichnen die Angaben zur dargestellten Person und zum Künstler, wie z.B. unten links: „Bergmann, geb. Inglis Ellen Sarah (Großmutter väterlicherseits) geb. in London, gest. 15.1.1920 in Berlin. Tochter des Kaufmannes Inglis aus London und der Mary-Ann Inglis, geb. Stocking aus London“ und unten rechts: „George Mosson Landschafts- und Porträtmaler geb. 2.2.1851 einige Werke ausgestellt in der Nationalgalerie Berlin und in Chemnitz.“
Der Zustand ist gut. (ib)
Das Gemälde befand sich zuvor im Besitz des Urenkels der Dargestellten und konnte 2020 mit Hilfe der Fielmann AG erworben werden.
Literatur:
Vgl. Katalog der Ausstellung der Freien Secession Berlin, Ausstellungshaus am Kurfürstendamm, Berlin 1917 (Mitgliederliste: 72: Mosson, George, Prof. Maler Berlin W. Motzstrasse 43). - Vgl. Tobias Hoffmann (Hg.): Skandal! Mythos! Moderne! Die Vereinigung der XI in Berlin; Köln 2019, S. 23 (zum Künstler) - https://www.stadt-brandenburg.de/presse/fielmann-ag-hat-zwei-portraets-an-das-stadtmuseum-brandenburg-an-der-havel-verschenkt (Pressemitteilung zur Schenkung der Fielmann-AG im Juli 2020).