Balustervase auf achtseitig gestaltetem, profilierten Sockel und großzügig gewölbter, facettierter Wandung; kurzer, eingezogener Hals mit Deckel; ein größerer Ausbruch am Hals verhindert das abschließende Aufsetzen des Deckels, dessen Knauf fehlt. Weiße Glasur unter polychromer, stark verblasster kalter Bemalung in Rot, Grün und Gelb. Der Scherben ist an den Bruchstellen verschiedenfarbig nachgedunkelt. Die Form ist aus Beispielen der Manufaktur Funcke bekannt (Rudi, Europäische Fayencen, 2017, Kat. 66, Ausst.-Kat. Herrliche Künste und Manufacturen, Kat. 62; Mauter/Peibst, Barock-Fayencen, 1994, Kat. 66; Falke, Altberliner Fayence, 1923, Abb. 46b), ebenso die polychrome Bemalung, die u. a. 1714 für ein Service der Tochter des Großen Kurfürsten Elisabeth Sophie anlässlich ihrer Eheschließung mit Ernst Ludwig I. von Sachsen-Meiningen verwendet wurde (siehe Link unten). Im Potsdam Museum wurde die Vase zunächst als regionales Erzeugnis nach Berliner Vorbild geführt, bis Gerhild Martens in den 1980er Jahren neue Recherchen vorlegte, die Vase 1714 datierte und damit auf die o. g. Vermählung der Kurfürstentochter verwies. Das Gefäß stammt aus dem Nachlass von Paul Heiland oder wurde von diesem für das Museum erworben. Zuletzt war es Teil der stadthistorischen Dauerausstellung „Geschichte der Stadt von 993 bis 1900“ (1984–1995) in der Wilhelm-Külz-Str. 13 (Breite Straße 13, heute Naturkundemuseum). [Uta Kumlehn]
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