Tiefer Teller mit Standring, gewölbtem Anstieg und schmaler Fahne. Brauner Scherben, weiß glasiert und in blauen Scharffeuerfarben bemalt, Malersignet. Ein quer über den Teller verlaufender Riss ist notdürftig geklebt, ein größerer Ausbruch an der Fahne Verlust; Abrieb und Glasurabplatzungen. Verso Spuren einer Brennhilfe. Von der Fahne ausgehend im Spiegel inmitten symmetrisch angeordneter Blütenreserven über Rauten- bzw. Netzmuster eine stilisierte Aster. Die Struktur des Dekors spricht für ein Delfter oder ein nach Delfter Vorbildern hergestelltes Produkt nach asiatischen Vorbildern (vgl. Rudi, Europäische Fayencen, 2017, Kat. 421, 422, 497; vgl. Potsdam Museum, Inv.-Nr. 80-316-FA und 80-344-FA in dieser Datenbank; die Online-Sammlung des Amsterdamer Rijksmuseums bietet zahlreiche weitere Beispiele). Das Malersignet in Form einer 4 gibt bislang noch Rätsel auf. Verwandte Marken wurden zwar gefunden, doch spricht die Gestaltung des Tellers gegen eine Herstellung in den im Folgenden benannten Manufakturen. Eine Ähnlichkeit besteht mit dem von Nürnberger Malern verwendeten Jupiterzeichen in Anlehnung an das alchemistische Zeichen für Zinn (Glaser, Nürnberger Fayencen, S. 17, Abb. 10, Anm. 40; passim; Riesebieter, Die deutschen Fayencen, 1921, Anhang, T. 14); ebenso mit der Nummer 4 auf dem Boden der Oberteile zweier Terrinen in Form von Rebhühnern aus dem Historischen Museum Basel, die in Straßburg zur Zeit von Paul Hannong (1745–1754) hergestellt wurden (Ribbert, Wildsau und Kopfsalat, 2018, Kat. 19). Dort dient die Ziffer der Zuordnung zum Unterteil, das mit 5 bezeichnet ist. Bekannt ist ebenso die Bezeichnung von Ober- und Unterteil mit derselben Ziffer (Rudi, Augenlust und Gaumenfreude, 1998, Kat. 14). Möglicherweise handelt es sich bei unserem Stück ebenfalls um ein Teil eines ehemals Ganzen, bspw. um ein sogenanntes Présentoir einer Schüssel oder Terrine (vgl. Helke, Deckelterrinen, 2007, Nr. 820) oder um eine Serienbezeichnung.
Der Teller stammt aus der Sammlung Lina Friedrichs und befindet sich seit 1956 im Potsdam Museum (zur Provenienz siehe die untenstehenden Permalinks zum Deutschen Zentrum Kulturgutverluste sowie Deinert, Indiziengestützte Detektivarbeit, 2016). [Uta Kumlehn]
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