Zylinderförmiger Krug mit schief angesetztem Bandhenkel, Henkelfassung, Zinndeckel und Standring; ockerfarben erscheinender Scherben unter weißer Glasur mit polychromer Malerei in Scharffeuerfarben; keine Marke. Auf der Deckeloberfläche die Initialen F S L, im Deckelinneren drei bislang nicht identifizierte Punzierungen mit den Initialen T B C. Zahlreiche feine Risse, geplatzte Glasurbläschen und Verschmutzungen überziehen die Wandung; die Fassung ist stellenweise gerostet, das Scharnier des Deckels gebrochen. ..Auf der Wandung die Darstellung einer Kirche zwischen zwei Palmen auf Felsen oder Erdhügeln, der Bandhenkel ist mit einem Zebramuster dekoriert. Letzteres ist ein typisches Merkmal thüringischer Fayencen, wurde beispielsweise jedoch auch in Dresden und Magdeburg verwendet (Schandelmaier, Thüringener Fayencen, S. 15; Ausst.-Kat. Die Magdeburger Fayence- und Steingutmanufaktur 1995, Kat. 187–188; Online Collection der Staatlichen Museen Dresden). Der Dekor der Wandung lässt verschiedene Deutungsmöglichkeiten an Herstellungsorten zu, darunter sind die Manufakturen von Johann Carl Heinrich in Frankfurt (Oder), Carl Friedrich Lüdicke in Rheinsberg oder tatsächlich die späte Manufaktur Rewendt in Potsdam denkbar. Der Krug entstand wohl unmittelbar vor der verpflichtenden Einführung von Fabrikmarken im Jahr 1771 (Mauter/Peibst, Barock-Fayencen, 1994, S. 95). ..Der Krug stammt aus der Sammlung Lina Friedrichs und befindet sich seit 1956 im Potsdam Museum (zur Provenienz siehe untenstehenden Permalink zum Deutschen Zentrum Kulturgutverluste sowie Deinert, Indiziengestützte Detektivarbeit, 2016). [Uta Kumlehn]