Hauptmotiv dieses Gemäldes ist der Steintorturm in der Brandenburger Neustadt. Er sicherte das Steintor, welches sich auf die wichtige Straße nach Magdeburg öffnete. Blickpunkt und Darstellungsweise sind für den der Stadt Brandenburg an der Havel eng verbundenen Maler Emil Spiess (1938-2009) typisch, die Türme der Kirchen und der Stadtbefestigung haben ihn häufiger zu ähnlichen Gemälden inspiriert: In starker Draufsicht ist eine Partie aus östlicher Richtung auf die Steinstraße und die links vor dem Steintorturm zustoßende Neustädtische Heidestraße wiedergegeben. Die schräge Draufsicht und die Kippung der Architektur verleihen den mit breitem Pinsel gemalten und in blauer Farbigkeit gehaltenen Architekturformen eine tänzerische Dynamik. Die auf die Dreieckform konzipierte Komposition, deren obere Spitze und Zielpunkt der Steintorturm ist, setzt unten zwei Spaziergänger auf ein diese Komposition quasi einläutendes rosa Dreieck, ein Lichtfleck auf dem Pflaster, letzteres angesichts der Topographie eigentlich unmöglich. Die ganze Szene ist eine unwirkliche Dämmerstimmung mit roter Sonne, wohl am Abendhimmel.
Das Gemälde ist rechts unten signiert und datiert "E. Spiess. 88". Für die Rahmung hat der Künstler selbst einen bronzierten Rahmen aus dem 19. Jahrhundert schwarz angestrichen. Die rückwärtige Bezeichnung, eigenhändig vom Künstler, lautet "E. Spiess / Der Dunkle Turm / Öl 1987 / Versw. 2000,-". (ib)
Es handelt sich um einen Ankauf 1989 direkt vom Künstler für die Sammlung des Museums.
Literatur:
Enders, Rainer/Holtmann, Wulff (Hg. im Auftrag der Stadt Brandenburg (Havel): stattbekannt. 150 Jahre Brandenburg in Bildern, Brandenburg 2015, Abb. S. 139 (unter dem Titel: Der dunkle Turm - Steinstraße und Steintorturm).