Dargestellt ist das wohl häufigste Motiv der bildenden Künstler des frühen 20. Jahrhunderts in Brandenburg an der Havel: Der Pauliwinkel in der Neustadt, der am Ende des Zweiten kWeltkrieges zerstört wurde. Hier ist eine seltene Ansicht im Winter bei Schnee gewählt. Es ist ein trüber Tag. Die vornehme gotische Backsteinarchitektur, der nördliche Klausurgiebel mit dem Turm, kontrastieren mit dem die Architektur rahmenden Fachwerk. Das kleine Bäumchen vor der Backsteinarchitektur, das auf anderen Gemälden grün belaubt oder auch bereits größer gewachsen dargestellt ist, ist hier erst bei genauem Hinsehen zu erkennen, so sehr tritt es vor der rotbraunen Ziegelfarbe zurück. Übrigens bietet dieses datierte Gemälde eine Möglichkeit, die zahlreichen Darstellungen in eine relative Chronologie zu bringen und miteinander zu vergleichen. Ein Maler mit dem Namen Hans Sittig ist 1919 in Berlin erwähnt, dies ist das einzige bekannte Gemälde von seiner Hand, rechts unten signiert "Hans Sittig / 1920." Ob es sich hierbei um einen Verwandten des Brandenburger Studienrats Otto Sittig, der vor 1923 verstarb handelt und dessen Witwe Amanda in der Packhofstraße lebte, muss offen bleiben. Die Malerei ist restauriert und dabei doubliert worden, eine Mittelstrebe festigt auf der Rückseite den Keilrahmen. Die Oberfläche ist leicht verschmutzt, der bronzierte profilierte Rahmen aus der Entstehenszeit rechts unten ist beschädigt. (ib)
Das Gemälde gelangte 1987 als Übergabe aus dem Brandenburger Wasserstraßen- und Unterhaltungsbetrieb an das Museum.
Literatur:
Enders, Rainer/Holtmann, Wulff (Hg. im Auftrag der Stadt Brandenburg (Havel): stattbekannt. 150 Jahre Brandenburg in Bildern, Brandenburg 2015, Abb. S. 155 Mi. Mitte.