Dargestellt ist ein Blick auf die Fassade des Neustädtischen Rathauses von Westen aus der Steinstraße. Die Datierung 1945 deutet auf das Schicksalsjahr für dieses Gebäude, denn während der Kampfhandlungen im April 1945 wurde das Gebäude völlig zerstört, als die Wehrmacht die Stadt zur Festung erklärt und dadurch einen Häuserkampf in der Stadt verursacht hatte. Der Roland war schon seit 1943 eingelagert, sonst hätte dieses Symbol städtischer Selbstverwaltung den Krieg nicht überstanden. Es handelt sich also ebenso wie bei einem zweiten Gemälde des sonst nicht nachweisbaren Malers E. Kirchner um eine nach Vorlagen erstellte Ansicht, die in den Wohnstuben der Brandenburger eine Heimat fand, beide Gemälde stammen aus demselben Haushalt, man möchte eine persönliche Beziehung zum Maler, der nicht unter den professionellen Künstlern der Stadt zu suchen ist, vermuten. Während das Gemälde von 1935 menschenleer ist, sind hier die Personen etwas unterproportioniert und ohne Gesichter dargestellt. Der Maler orientiert sich an dem in den 1930er und 1940er Jahren angesagten Stil der Neuen Sachlichkeit. Seine ausgefeilte Komposition und Farbnuancierung in der Architektur nimmt sich merkwürdig fremd in seiner Gelassenheit gegenüber dem tatsächlichen Geschehen in diesem Jahr aus.
Das Gemälde ist links unten signiert und datiert "E. Kirchner 45", die Malerei ist leicht verschmutzt, hat senkrechte Risse in Malgrund, ist aber sonst in gutem Zustand. (ib)
Schenkung von 1964 aus Brandenburger Privatbesitz an die Sammlung des Museums.