Die Bebauung am südöstlichen Ende der heute wieder Sankt-Annen-Straße (damals Friedensstraße) genannten Hauptachse durch die Brandenburger Neustadt war am Ende des Zweiten Weltkrieges total zerstört. Die meisten Zerstörungen erfolgte in den letzten 14 Tagen vor Kriegsende. In diesem sensiblen Stadtteil mit der Steinstraße und unweit des Katharinenkirchhofs erfolgte in den 1960er Jahren eine große Bebauungsplanung, wie sie ähnlich auch in anderen kriegszerstörten Innenstädten der DDR anlief. Der erst seit 1969 in der Stadt ansässige Absolvent der Dresdner Kunstakademie, Günter Wermbter (1943-2003), konnte sich diesen Neubauten künstlerisch umso unbefangener zuwenden, als er, selber jung, die Architektur der Vorkriegszeit an dieser Stelle nicht mehr kannte, die hier durch eine ökonomische Blockbauweise mit geringem künstlerischen Anspruch geschlossen wurde. Der Blick geht in Richtung Schleusenkanal. Dargestellt sind "Wohnscheiben" auf der südlichen Straßenseite, dahinter der ruiniöse Turm des Pauliklosters. Vorn links neben der Straßenbahnhaltestelle die Brunnenanlage auf dem Neustädter Markt.
Das Gemälde ist signiert und datiert rechts unten "Wermbter 70" und mit einer weiß gefassten Leiste gerahmt. Es befand sich in Besitz des Rates der Stadt Brandenburg mit der Inventarnummer 80/2014, hing also sicher in einem der Räume der städtischen Verwaltung bis 1990, wobei unklar ist, ob es sich ausdrücklich um ein Auftragswerk handelt. (ib)
Das Gemälde kam 1990 als Übernahme vom Kulturamt der Stadtverwaltung. in die Sammlung
Literatur:
Enders, Rainer/Holtmann, Wulff (Hg. im Auftrag der Stadt Brandenburg (Havel): stattbekannt. 150 Jahre Brandenburg in Bildern, Brandenburg 2015, Abb. S. 105 (unter dem Titel: Aufbau in der Friedensstraße). - Vom Trümmerberg bis Hohenstücken. Wohnungsbau und Stadtentwicklung in Brandenburg an der Havel von 1945 bis 1990, Brandenburg an der Havel 2008, S. 54-65 (innerstädtische Bebauung an der St. Annen-Str.).