Dargestellt ist der menschenleere Domplatz mit der Ritterakademie. Das Gemälde kann auf die Zeit nach der Rekonstruktion und der Errichtung des Westgiebels am Brandenburger Dom 1836 und vor dem Neubau der Ritterakademie um 1870 datiert werden. Wahrscheinlich ist eine Entstehung um 1840. Das Gemälde ist keinem der bekannteren Maler in der Stadt, Albert Eisfeld oder Heinrich Ferdinand Spiecker, zuzuschreiben.
Außerdem sind in dieser Zeit in der Stadt Brandenburg an der Havel nachweisbar die Porträtmaler Christian Friedrich Jüchtzer, Carl Hintze und Louis Oppenheim, letzterer auch Kompositionsmaler. Als Stubenmaler sind in Adressbüchern 1847 erwähnt Thomas Behrmann, Ferdinand Butzke, Christian Hucklenbroich und Wilhelm Pfeiffer, als Porzellanmaler Günther und Wagner, seit dem Ende der 40er Jahre die Lithographen Fritz und Ferdinand Schaefer sowie Pfannschmidt (Berndt 2002). Die Malerei ist etwas mechanisch ausgeführt, aber perspektivrichtig, sie kann so auch von einem ausgebildeten Stubenmaler gefertigt worden sein. Es erschienen nach dem Umbau des Domes 1836 mehrere lithographische Ansichten von diesem Motiv, deshalb ist auch an Interesse an einem Gemälde bald nach der Fertigstellung des Doms zu denken.
Die links vom Dom dargestellte Ritterakademie wurde als eine Stiftung des Domkapitels zu Brandenburg 1705 eröffnet und diente der Vorbereitung Adliger auf den Staats- und Militätdienst. Das Evangelische Gymnasium am Dom zu Brandenburg und die Evangelische Grundschule Brandenburg (Havel) sehen sich heute in der Tradition der Ritterakademie.
Die Malerei ist unsigniert und undatiert, wurde 1969 restauriert, aus dieser Zeit die erkennbaren Retuschen. Eine erneute Reinigung ist empfehlenswert, auf der Rückseite eine alte Nummerierung und eine Notiz "64 - II 4" und "angel. 14. XI. 68 / u. K. [?]". (ib)
Das Gemälde wurde 1962 aus dem Heimatmuseum Ziesar übernommen.
Literatur:
Geiseler, Udo/Heß, Klaus (Hg.): Brandenburg an der Havel. Lexikon zur Stadtgeschichte, Berlin 2008, S. 310f. (über die Ritterakademie) - Vgl. Wall, Horst: U. a. Bilder der 1920er Jahre, in: 16. Jahresbericht 2006 - 2007 des Historischen Vereins Brandenburg (Havel) e. V., Brandenburg 2007, S. 180 - 210 (hier S. 188). - Jahresbericht des Historischen Vereins Brandenburg (Havel) Bd. 32/33 (?) , S. 97.- Berndt, Iris: Die märkische Vedute in der Druckgraphik. Studien zum Kunstleben im ausgehenden 18. und frühen 19. Jahrhundert, Diss. Freie Universität Berlin vom 17. Mai 2002 (Mikrofiche-Edition), Textband, S. 88-91 (über das Kunstleben in der Stadt Brandenburg an der Havel).