Der Schleifer Graben wurde 1900 zugeschüttet, er gehörte zu einem Grabensystem der Stadtbefestigung zwischen Steintorturm und Mühlendamm und gab einem Winkel vor der Nordwestseite der Neustadt, der auch hier zu sehen ist, den Namen "Venedig".
Das Gemälde stammt von Paul Hildebrandt (1877-1945), der anders, als bisher angenommen, aus Brandenburg an der Havel stammte und übrigens zu einer Zeit, als der Schleifer Graben bereits zugeschüttet war, mehrfach Darstellungen dieser malerischen Partie schuf - er war 23 Jahre alt, als der Graben zugeschüttet wurde und der Verlust von Vielfalt in der Stadt scheint ihn bewegt zu haben. Später war er hier als Stadtbauamtmann angestellt, daneben auch als freischaffender Maler und Lehrer an der Wredowschen Zeichenschule tätig. Er malte zahlreiche Gemälde mit Ansichten aus Brandenburg an der Havel, immer liegt ihm dabei die historische Stadt mit ihren zahlreichen aus dem Mittelalter stammenden Stadttoren und Kirchen am Herzen. 19 Gemälde des Künstlers sind im Stadtmuseum erhalten.
Dieses Gemälde gehört zu einer Folge von insgesamt 15 Gemälden (11 erhalten) mit Heimatmotiven, die die Restaurantwände im damaligen "Hotel zum Bären" in der Steinstraße 60 zierten. Jahrzehntelang einwirkender Zigarrenqualm hat ihnen den jetztigen gelblichen Farbton gegeben. Die dieser Ausstattung zugehörigen Gemälde weisen die gleiche Höhe auf und sind einheitlich gerahmt.
Das Gemälde ist rechts unten mit brauner Farbe signiert "P. Hildebrandt.", rückseitig findet sich auf dem Sperrholz die Nummerierung "V", die mit braunem Buntstift aufgebracht ist. Die stark verschmutzte Malerei ist durch viele senkrechte Risse vor allem in der unteren Hälfte des Bildes beeinträchtigt. (ib)
Das Gemälde gelangte 1961 als Schenkung in die Sammlung des Museums.
Literatur:
Grasow, Friedrich: Brandenburg die tausendjährige Stadt, Brandenburg an der Havel 1928, 2. Auflage Abb. 5 (S. 13) (Gemäldevariante von Paul Hildebrandt, mehr zum Motiv vgl. S. 24). - Brandenburg (Havel), hrsg. vom Magistrat der Stadt Brandenburg (Havel), bearb. von Stadtbaurat Dr.-Ing. M. Wolf (Deutschlands Städtebau), Berlin 1926 (11. Auflage), Abb. S. 12 (Gemälde desselben Motivs von Paul Hildebrandt).