Dargestellt ist Wilhelm Arthur Bergmann (1840 - 1913) im Alter von fast 50 Jahren in einem offiziellen Hüftbild nach links. Nach ihm ist in der Stadt Brandenburg an der Havel auch eine Straße benannt. Er war der Sohn des Seidenhändlers Johann Wilhelm Theodor Bergmann aus Leipzig und der Pauline Ernestine Bergmann geb. Lücke. Er gründete mit weiteren Anteilseignern 1885 eine Fein-Jute-Garn-Spinnerei in Brandenburg an der Havel, die eine der ersten in Deutschland war.
Auffällig ist der Griff der Rechten um die Finger der Linken, so dass der Goldring am Ringfinger betont wird. Bergmann selbst ist vor nicht näher definiertem grünen Hintergrund sorgfältig frisiert und gekleidet. Er blickt den Betrachter durch einen Zwicker an. Das Porträt ist konventionell gehalten und an Kontorbildern orientiert, wobei allerdings die in breiteren Pinselstrichen flott aufgetragenen Partien der Hände und das Einstecktuchs in eher nur angedeutetem Duktus herausstechen. Der Künstler scheint am Hintergrund Veränderungen vorgenommen zu haben, worauf eine helle Partie unterhalb der Datierung rechts oben verweist.
In der Sammlung existiert als Pendant das Halbfigurenporträt seiner Gemahlin, Ellen Sarah Bergmann, geb. Inglis, zwei Jahre nach dem Herrenbildnis entstanden, aber als Gegenstück konzipiert.
Der Landschafts- und Porträtmaler George Mosson (1851 - 1933) ist einer der seltenen aus Frankreich stammenden Maler, die sich in Berlin niederließen, die Künstlerwanderung verlief in jenen Jahren eher von Deutschland nach Frankreich. Er war in Berlin Schüler von Carl Steffeck, außerdem auch Schüler der Weimarer Malerschule. Er gehörte zu den Gründungsmitgliedern der Secession in Berlin und gab neben Franz Skarbina und Hans Baluschek im Verein der Künstlerinnen Berlin, 1867 gegründet, Mal- und Zeichenunterricht.
Das Gemälde ist links oben signiert "George Mosson" und rechts oben datiert "1888." Der Zustand ist gut, das Craquelé ist altersgemäß, besonders links oben und auf dem Gesicht des Porträtierten. (ib)
Das Gemälde befand sich zuvor im Besitz des Urenkels der Dargestellten und konnte 2020 mit Hilfe der Fielmann AG erworben werden.
Literatur:
Vgl. Katalog der Ausstellung der Freien Secession Berlin, Ausstellungshaus am Kurfürstendamm, Berlin 1917 (Mitgliederliste: 72: Mosson, George, Prof. Maler Berlin W. Motzstrasse 43). - Vgl. Tobias Hoffmann (Hg.): Skandal! Mythos! Moderne! Die Vereinigung der XI in Berlin; Köln 2019, S. 23 (zum Künstler) - https://www.stadt-brandenburg.de/presse/fielmann-ag-hat-zwei-portraets-an-das-stadtmuseum-brandenburg-an-der-havel-verschenkt (Pressemitteilung zur Schenkung der Fielmann-AG im Juli 2020).