Vor mittig auseinandergeschlagenen grünen Samtvorhängen ist Hugo Dreifert, Oberbürgermeister von Brandenburg (Havel), als Hüftbild auf einem Sessel sitzend wiedergegeben. Er hat seinen Oberkörper nach rechts gedreht, wobei seine rechte Hand auf der Armlehne ruht, während die linke auf dem linken Oberschenkeln abgelegt ist. Das Gesicht wendet er dem Betrachter zu. Höchst offiziell als Repräsentant und Würdenträger ist er mit Bürgermeisterkette, rotem Adlerorden und königlich Preussischem Kronenorden ausgestattet. Er trägt über weißem Hemd und weißer Baumwollfliege eine nachtblaue Weste und Gehrock.
Das Gemälde schuf der Porträt- und Landschaftsmaler Carl Kuiper (1865-1935) für die Aula der Wredowschen Zeichenschule, wie der Künstler auch für seinen Lexikoneintrag im Thieme-Becker-Künstlerlexikon von 1928 mitgeteilt hat.
Diese Wertschätzung des Auftrages steht in gewissem Gegensatz zu einigen Schwächen des Gemäldes, das etwas steif ist, die schwere Bürgermeisterkette wie schwebend auf den Gehrock legt und auch im Verhältnis von Körper und Kopf Unstimmigkeiten in Größe und Haltung aufweist.
Der Jurist Hugo Dreifert (1862 - 1925) war ab 1884 Zweiter Bürgermeister von Cottbus und wurde 1904 von den Brandenburger Stadtverordneten zum Ersten Bürgermeister Brandenburgs (Havel) gewählt, ein Amt, das er von 1905 bis 1907 ausführte, anschließend war er bis 1914 Oberbürgermeister der Stadt Brandenburg an der Havel. In der Amtszeit des kaisertreuen Dreifert wurden die Voraussetzung für die elektrische Straßenbahn geschaffen, erfolgte der Bau des Umschlaghafens in Zusammenhang mit Vorhaben des Silokanals, die Verpachtung der städtischen Elektrizitätswerke an die AEG und die Genehmigung des Baus der Provinziallandesanstalt in Brandenburg-Görden. Von 1914 bis zu seinem Tod 1925 war er in diesem Amt in Cottbus tätig.
Carl Kuiper ist als rumänischer Hofmaler und als Kunstmaler 1910 im Brandenburger Adressbuch genannt, er wohnte damals in der Hauptstraße 55.
Das Gemälde ist rechts unten signiert "Carl Kuiper / Brandenburg" und darunter datiert "1910". Die Maloberfläche unter Firnis ist nachgedunkelt und verschmutzt, sie weist Abplätterungen, Fehlstellen, Schabspuren und Kratzer auf. Ein profilizierter vergoldeter Rahmen stammt wohl noch aus der Entstehungszeit. (ib)
Das Gemälde gehört zum Altbestand des Museums.
Literatur:
Heß, Klaus: Die Oberbürgermeister der Stadt Brandenburg im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts. In: 10. Jahresbericht des Historischen Vereins Brandenburg (Havel) e. V. Brandenburg 2001, S. 46 - 58, hier S. 47 - 49. - Vgl. Kuiper, Carl, in: Thieme, Ulrich; Becker, Felix; Vollmer, Hans: Allgemeines Lexikon der Bildenden Künstler, Band XXII, Leipzig 1928, S. 86.