Dargestellt ist eine Winterstimmung an einem bewölkten Tag mit Schnee. Grau, schwarz und weiß bestimmen den Farbklang, nur zart akzentuiert von einigen verdorrten rotbraunen Blättern der links stehenden Buche, die ihre Zweige weit über einen diagolal in die Tiefe führenden Wasserlauf breitet. Der Untergrund der dünnen Leinwand ist vorn teilweise unbearbeitet und bewusst in die Gestaltung des Farbklangs einbezogen.
Karl Hagemeister lebte seit 1884 wieder in seiner Heimat, erst in Ferch, dann in Geltow und ab 1911 in seinem Elternhaus in Werder. Die Beobachtung der sich verändernden Stimmungen am Ufer der Havelseen ist eines seiner wichtigsten künstlerischen Themen. Seit Ende des 19. Jahrhunderts nutzte er dafür verstärkt auch das Pastell in einer von ihm entwickelten großformatigen Weise. Die duftigen und zarten Veränderungen der Natur konnte er damit großzügig gestalten. Die Pastellkreide fertigte er selbst, holte sich jedoch durch das damals noch bleihaltige Weiß eine Bleivergiftung, die ihn zwang seine künstlerische Tätigkeit 1917 einzustellen.
Das Pastell ist signiert links unten "K Hagemeister.". Sein Zustand ist stabil. (ib)
Das Werk wurde 1943 vom Kultur- und Schulamt der Stadt Brandenburg an der Havel für 2600,00 Reichsmark erworben, wie zwei Etiketten auf der Rückseite bezeugen. Es gelangte von dort als Übergabe nach 1945 an die Sammlung des Museums. Eine Provenienzrecherche wurde durchgeführt.
Literatur:
Warmt, Hendrikje: Karl Hagemeister. In Reflexion der Stille, Berlin-Brandenburg 2016, Abb. S. 50 (nicht im Werkverzeichnis der Gemälde enthalten, wird vorbereitet für das Werkverzeichnis der Pastelle und Zeichnungen). - Karl Hagemeister. Zum 160. Geburtstag. Werke des märkischen Künstlers aus dem Bestand des Stadtmuseums Brandenburg an der Havel, hrsg. von Heike Köhler, Brandenburg 2008, Abb. 29 (dort unter dem Titel "Winter I"). Ausgestellt im Bröhan-Museum im Rahmen der Ausstellung „Das Ende der Malerei. Karl Hagemeister und die Malerei heute" vom 31. März bis 30. Juli 2023 (ohne Katalog).