Dargestellt ist während eines schneeigen Wintertages ein ungewöhnlicher Blick auf den Turm und das schneebedeckte Langhaus der Katharinenkirche aus nördlicher Richtung, leicht erhöht, dem Gelände folgend. Der Standort war fast auf den Meter genau derselbe wie in V00257KaGe in der Hammerstraße. Die Umgebung, auch der auf dem Gemälde links dargestellte freie Platz, auf dem einige Spaziergänger zu sehen sind, ist annähernd unverändert.
Für die schneebeckten Dächer entwickelte Spiess in den 1980er Jahren eine sehr eigene Technik: er mischte echten Schnee in die weißliche Ölfarbe, dies führte mit dem Einschmelzen von Schnee und kleinsten Sand- und Erdpartikeln zu einer glatten Oberfläche ohne die sonst typischen Pinselspuren (vgl. V000257KaGe)
Der in Brandenburg an der Havel tätige Maler Emil Spiess (1938-2009) hat zahlreiche ähnlich expressive Stadtbilder geschaffen, deren Merkmal die Gruppierung von farbintensiv gefärbten Baukörpern ist, deren Farbigkeit eher kompositionellen Überlegungen entspricht wie auch hier die roten Flecken vor der Fassade der Katharinenkirche oder der rosafarbene Himmel eines Winternachmittags. Auffällig ist die nicht immer statische Vertikale. So kippt auch hier der Turm der Katharinenkirche leicht, wird dadurch dynamisch und eine nahezu tanzende Figur. Das Gemälde ist mit Pinsel und Spachtel gearbeitet und pastos im Farbauftrag.
Das Gemälde ist signiert und datiert re. u. "E. Spiess. 83". Den profilierten Holzrahmen hat der Künstler zum Gemälde abgestimmt farbig gestaltet, gebeizt in braun und rot mit leichten Farbspuren. (ib)
Das Gemälde gelangte 1984 als Ankauf der Abt. Kultur, Fonds für Künstler-Aufträge an die Sammlung des Museums.
Literatur:
Enders, Rainer/Holtmann, Wulff (Hg. im Auftrag der Stadt Brandenburg (Havel): stattbekannt. 150 Jahre Brandenburg in Bildern, Brandenburg 2015, Abb. S. 38 (unter dem Titel: Brandenburger Stadtlandschaft (Blick auf Curiestraße mit Sankt Katharinen im Winter)).