Der Maler dieses interessanten Selbstbildnisses ist in keinem Künstlerlexikon nachweisbar. Auch wenn die Malerei anspruchsvoll daherkommt, ist sie wohl eher im künstlerischen Volksschaffen der Stadt Brandenburg an der Havel zu verorten. Der Maler zeigt sich hockend in Ganzfigur frontal in einer nächtlichen Mondscheinlandschaft, den Kopf der durch die wenigen Haare fahrenden Hand entgegengestreckt und trotzdem den Betrachter in den Blick nehmend. Sein Herz ist aus dem Körper gerissen vorn präsentiert, auffliegende Schmetterlinge, ein Baum, ein geflügelter das Maul aufreißender Drache und eine Schnecke sind nur einige der hier versammelten und sich ein wenig überlagernden Symbolik. Rechts vorn in der Ecke steht eine Bierflasche.
Der Maler hat das Gemälde signiert und datiert am Saum seines rechten Hosenbeines "Turkowski 1986/87". Auffällig und unüblich sind zwei Jahreszahlen. Er hat sich also über einen längeren Zeitraum mit diesem Selbstbildnis beschäftigt, was den Anspruch und die Bedeutung, die das Bild für ihn hatte, ausdrückt. Das Bild spiegelt innere Zerrissenheit. Auffällig ist die intensive Farbigkeit. Die Lasurmalerei knüpft an historische Malverfahren an, man wird an die Leipziger Schule und vor allem Werner Tübke erinnert, der hier als Vorbild diente. Werner Tübke erlangte gerade in den 1970er und 1980er Jahren mit seinem gegen die herrschende pastose und Alla Prima Malerei gerichtete Art auch offizielle Anerkennung, er war mit der Ausmalung eines großen Wandgemäldes zum Bauernkrieg beschäftigt, das noch heute in Bad Frankenhausen (Nordthüringen) besichtigt werden kann. Die rückseitige Bezeichnung von fremder Hand "Turkowski" könnte auf eine lokale Ausstellungsbeteiligung deuten, das Gemälde ist gut erhalten und zeitgenössisch gerahmt. (ib)
Das Gemälde wurde 1988 vom Museum für die Sammlung angekauft.