museum-digitalbrandenburg
STRG + Y
de
Objekte gefunden: 14
SchlagwortePendeluhrx
Suche verfeinernGezielte Suche Sortiert nach: ID

Pendule

Museum Eberswalde Uhrensammlung [Inv-Nr. V 215 E]
Pendule (Museum Eberswalde CC BY-NC-SA)
Herkunft/Rechte: Museum Eberswalde / Kienzle/Oberhammer GbR (CC BY-NC-SA)
1 / 2 Vorheriges<- Nächstes->
Zitieren Datenblatt (PDF) Entfernung berechnen Archivversionen Zum Vergleich vormerken Graphenansicht

Beschreibung

Das Gehäuse aus feuervergoldetem Messingguss gliedert sich in einen zweistufigen, oblongen Sockel auf ziselierten Ballenfüßen und einen hochrechteckigen Kasten mit dem Uhrwerk. Reliefs, Appliken und vollplastische Figuren zieren die Schauseiten. Frontseitig über dem Palmettenfries des Sockels ist eine Landschaft mit Palmen und Laubbäumen abgebildet. Zwei Bildelemente beherrschen die Szene: Die in einem antiken Gewand (Chiton) gekleidete Frau, scheinbar schlafend an einem Stein gelehnt, und eine mit Blütengirlanden geschmückte Herme vor einer Säulenarchitektur. Der Oberkörper der Frau ist von ihr aus gesehen nach links gedreht. Ihr Kopf ruht tief auf ihrem linken Arm, ihr rechter Arm auf ihrem linken Bein. Sie wird überfangen von einem windgeblähten Tuch. Zu ihrer Linken wacht ein Hund. Ihnen gegenüber steht die steinerne Herme vor einem Tempel. Auf der Deckplattes des Sockels und dem Kasten mit dem Uhrwerk sind vollplastische Figuren und Appliken im Halbrelief angebracht: Neben dem Kasten steht ein Mädchen in einem antiken, knielangen Kleid. Sie hat die Amphore zum Wasserholen auf den Kasten neben einem blütenbekränzten Lamm abgestellt. In ihrem linken Arm trägt sie ein Tuch mit Früchten und reicht mit ihrer rechten Hand dem Lamm einen Apfel. An der anderen Schmalseite des Kastens sitzt ein Fischkopf, der Wasser in das halbrunde Becken speit. Auch der Kasten mit dem Uhrwerk ist reich verziert: Die Zwickelfelder schmücken unten zwei Schwäne an einer Trinkschale und oben zwei Füllhörner. Auf das flache Zifferblatt im Palmettenkranz sind römische Stundenziffern und eine Minuterie aus Strichen (bei den Fünfminuten etwas verstärkt) mit schwarzer Farbe aufgemalt. Das guillochierte Mittelfeld zeigt Wellenmuster und eine sternenförmige Rosette. Die Breguet-Zeiger sind aus gebläutem Stahl. Die Aufzugslöcher liegen vor den Ziffern IIII (bei Uhren eine übliche Darstellung der römischen Ziffer 4) und VIII. Das runde Messingplatinenwerk im Kasten besitzt ein Schlossscheibenschlagwerk auf einer Glocke und ein Messingpendel mit Fadenaufhängung.
Uhren dieser Art fertigten Uhrmacher und spezialisierte Handwerker in Paris in Arbeitsteilung und großer Stückzahl bis etwa 1820. Beispiele finden sich europaweit in Museen, so auch eine nahezu identische Pendule im Mainfränkischen Museum in Würzburg. Allen Pendulen gleich sind der Aufbau der Gehäuse aus unterschiedlich großen Kuben und die Darstellung mythologischer und romantisch-bukolischer Themen. Die Sockelszene der Eberswalder Tischuhr verweist auf die mythologische Geschichte von Ariadne und Dionysos. Nachdem Theseus die schlafende Ariadne allein auf der Insel Naxos zurückgelassen hatte, rettete sie Dionysos. Hier ist er als blütengeschmückte Herme dargestellt. Gleichwohl ist das Bildthema nicht so eindeutig zu identifizieren, wie es auf dem ersten Blick erscheint. Der Hund dürfte Teil einer anderen Geschichte sein, der von Cephalus und Procris. Wie in Ovids Metamorphosen beschrieben, zweifelte Procris an der Treue ihres Gemahls und spionierte ihm bei der Jagd nach. Dabei tötete Cephalus sie versehentlich. Die unnatürlich gedrehte Haltung und das tief gesunkene Haupt der Frau könnten darauf hinweisen, dass hier Procris leblos dargestellt ist. Der treue Hund an ihrer Seite wäre demnach Lailaps, den sie einst Cephalus schenkte. Eine ähnliche Szene zeigt das Gemälde von Piero di Cosimo um 1495, wo Lailaps und ein Satyr die tote Procris betrauern. In der Szene auf der Pendule ist es Dionysos selbst. Die Geschichte von Cephalus und Procris ist als eine Warnung vor der Eifersucht zwischen Mann und Frau zu verstehen und macht diese Pendule zu einem idealen Hochzeitsgeschenk.
Feuervergoldete Pendulen wurden gewöhnlich mit Glasstürzen vor Staub und Oxydation geschützt. Diese Uhr war offensichtlich über die Jahre ohne Glashaube aufgestellt und zu einem bisher nicht bekannten Zeitpunkt unsachgemäß gereinigt worden. Die Ziffern des Zifferblattes sind teilweise verwischt und die originale Feuervergoldung ist an mehreren Stellen abgerieben. Der rückseitige Gehäusedeckel, eine Schleife vom langen Stab und ein Amphorenhenkel fehlen. Das Museum Eberswalde erwarb 1955 die Pendule von Richard Rieger, der bis zu seinem Tod 1962 in Eberswalde lebte. (Silke Kreibich)

Vergleichsobjekte

Mainfränkisches Museum Würzburg, Inv.-Nr. S. 66165, Pendule

Material/Technik

Messing, Stahl, Feuervergoldung

Maße

Gehäuse: Höhe 40 cm, Breite 29 cm, Tiefe 10 cm; Zifferblatt: Durchmesser 8 cm

Literatur

  • Fowler, Ian D. (1999): Uhren aus fünf Jahrhunderten. Aus den Sammlungen des Mainfränkischen Museums Würzburg. Würzburg, Nr. 78, S. 232-233.
  • Hrsg. vom Museum Eberswalde (2005): 100 Jahre Museum Eberswalde 1905-2005. Eberswalde, S. 91.
  • Kreisarchiv Landkreis Barnim (1962): Sterberegistereintrag, Nr. 334, Richard Rieger. Eberswalde
Museum Eberswalde

Objekt aus: Museum Eberswalde

Die ehemalige Adler-Apotheke ist das älteste Fachwerkhaus der Stadt und eines der bedeutendsten Baudenkmale im Land Brandenburg. Sie beherbergt die...

[Stand der Information: ]

Hinweise zur Nutzung und zum Zitieren

Die Text-Informationen dieser Seite sind für die nicht-kommerzielle Nutzung bei Angabe der Quelle frei verfügbar (Creative Commons Lizenz 3.0, by-nc-sa) Als Quellenangabe nennen Sie bitte neben der Internet-Adresse unbedingt auch den Namen des Museums und den Namen der Textautorin bzw. des Textautors, soweit diese ausdrücklich angegeben sind. Die Rechte für die Abbildungen des Objektes werden unterhalb der großen Ansichten (die über ein Anklicken der kleineren Ansichten erreichbar werden) angezeigt. Sofern dort nichts anderes angegeben ist, gilt für die Nutzung das gerade Gesagte. Auch bei der Verwendung der Bild-Informationen sind unbedingt der Name des Museums und der Name des Fotografen bzw. der Fotografin zu nennen.
Jede Form der kommerziellen Nutzung von Text- oder Bildinformationen bedarf der Rücksprache mit dem Museum.