Das Pastell ist einem weiteren in der Sammlung (Inv.-Nr. V00082KaGe) in Motiv, Komposition und winterlicher Stimmung mit milchigem Gegenlicht sehr ähnlich, das aber ein Querformat ist. Erst zuletzt hat der Künstler der hier vorliegenden Pastellmalerei in Grau-Schwarz und Weiß noch Farbtupfer in Hellbau und Tiefgrün hinzugefügt. Das erinnert daran, dass Hagemeister selbst beschrieb, wie er solche Gemälde aus einem Haupt-Farbklang entwickelte, dem er weitere Farbtöne untergeordnet hinzusetzt.
Das Pastellgemälde gehört in das Spätwerk des Landschaftsmalers Karl Hagemeister (1848-1933), der seit dem ausgehenden 19. Jahrhundert das Pastell auf Leinwand in seinem Trachten nach Athmosphäre und feinen Linien häufig nutzte und die Untergründe mitsprechend nutzte. Die Pastellkreide stellte er selbst her, deren Bleiweiß verursachte ihm jedoch eine Bleivergiftung, weshalb er aus gesundheitlichen Gründen nach 1917 das Malen nahezu vollständig einstellen musste.
Das Pastellgemälde ist links unten sorgfältig, wie immer bei ihm, signiert "K Hagemeister." Der breite Rahmen ist profiliert und vergoldet. Rückseitig finden sich zwei Klebeetiketten. "Hagemeister-Pastell 'Winterlandschaft' / Dem Präsidenten der Deutschen Demokratischen / Republik von dem Rat der Stadt Brandenburg am 3. 1. 56 überreicht.", ein zweites weist auf die Erwerbung im April 1943 aus dem Kunsthandel für die Stadt Brandenburg an der Havel hin. (ib)
Das Gemälde gelangte nach dem Tod des Präsidenten Wilhelm Pieck (1876-1960) über eine Zwischenstation im Institut für Marxismus-Leninismus in Berlin an das Museum in Brandenburg an der Havel als einer städtischen Sammlung. Eine Provenienzrecherche wurde durchgeführt.
Literatur:
Karl Hagemeister. Zum 160. Geburtstag. Werke des märkischen Künstlers aus dem Bestand des Stadtmuseums Brandenburg an der Havel, hrsg. von Heike Köhler, Brandenburg 2008, S. 33, Abb. 30.