Zylinderförmiger Korpus mit angesetztem Bandhenkel und Zinnmontierung als Standring, Deckel mit Daumenrast und Henkelzier. Sichtbar ist ein rötlicher Scherben mit weißer Zinnglasur und polychromer Scharffeuerbemalung. Die Glasur ist stellenweise blasig geplatzt, auch der manganfarbene Dekor hat den Brand nicht unbeschadet überstanden. Ein großer Glasurfleck auf dem Boden verbirgt evtl. Spuren der Drehscheibe und trägt die Etagensignatur P/R für Potsdam/Rewendt sowie ein Malersignet, das als Str oder Sti gelesen werden kann; in einer von Horst Mauter publizierten Variante gut erkennbar als SH (Mauter, Die Potsdamer Fayencemanufaktur, 1996, S. 83f.; Signet S. 99). Keiner der von Mauter recherchierten Mitarbeiter der Manufaktur in der Nauener Straße trug einen Namen, der auf diese Signatur schließen lassen könnte. Hier müssen noch weitere Möglichkeiten recherchiert werden.
Der Dekor der Wandung mit einem Schirm tragenden chinesischen Mann geht auf asiatische Vorbilder zurück, die über die Rezeption niederländischer, durch chinesisches Porzellan inspirierte Fayencen oder Vorlagenbücher, bspw. von Pieter Schenk, verbreitet wurden. Die Wanderung von Malern trug das Ihrige zu einer Streuung der Motive bei. Eine zwischen zwei Palmen platzierte sitzende Figur ist ein in im thüringischen Abtsbessingen und Dorotheental beliebtes Sujet (Mahnert, Thüringer Fayencen, 1993, S. 26). In Dresden, Berlin und Rheinsberg ist die Palme ebenfalls zu finden.
Der Zinndeckel trägt auf der Außenseite die Initialen GG und die Jahreszahl 1788, in der Deckelinnenseite befindet sich die Marke des Heinrich Samuel Schiller-Sprottau, Schlesien. Eine später als das keramische Objekt zu datierende Zinnmontierung ist nicht unüblich. Verfügte die Fayence-Manufaktur über keinen eigenen im Zinnguss erprobten Mitarbeiter oder die dazu benötigten Vorrichtungen, wurden die Aufträge für die Fassungen auswärts vergeben (Mahnert, Thüringische Fayencen, 1993, S. 16) oder nach dem Wunsch eines Eigentümers zu einem späteren Zeitpunkt neu angefertigt. Ein stolzer Besitzer hat den Deckel mit seinen Initialen und möglicherweise der Jahreszahl des Erwerbs versehen (Haedecke, Zinn, 1983, S. 29).
1995 wurde der Walzenkrug im Berliner Kunsthandel für das Museum erworben. [Uta Kumlehn mit Dank an Gerhild Martens]