Walzenkrug mit angesetztem Bandhenkel und Zinnmontierung. Ockerfarben erscheinender Scherben unter weißer Glasur, polychrom in Scharffeuerfarben bemalt; keine Marke. Die Öffnung ist mit einem leicht schief aufgesetzten Zinndeckel versehen. Auf der Wandung drei manganjaspierte Reserven zwischen blau hinterlegten, floral geschmückten Pilastern; die vierte Reserve schließt den frei angesetzten Bandhenkel ein. Das Bildfeld der Schauseite zeigt eine nach Vorlage gezeichnete eisenrote Blüte mit Blättern in zwei Grüntönen. Jeweils drei übereinanderliegende blaue Linien grenzen den Dekor zu Fuß und Öffnung hin ab. Die Zinnmontierung trägt die Initialen M. J. und die Jahreszahl 1742. Dieses Datum kann nur mit Vorsicht als Herstellungsdatum bezeichnet werden, da in der Regel genormte Krüge mit bereits vorhandenen Zinndeckeln versehen werden konnten (vgl. bspw. den Innungskrug der Maurer und Zimmerleute aus der Sammlung des Potsdam Museums in dieser Datenbank), ebenso gut möglich ist eine lange Zeit nach der Fertigstellung der Fayence zugeführte Fassung. Der Deckel dieses Krugs wurde nach Recherchen von Tassilo Hofmann von Gottfried Wilhelm Lehmann, Kamenz, hergestellt (Hintze, Zinngießer, Bd. 1, Nr. 697; Dank an T. Hofmann für den Hinweis).
Walzenkrüge mit Pilastergliederung sind aus zahlreichen Manufakturen in Thüringen und Sachsen-Anhalt bekannt, ebenso aus Berlin (Manufaktur Menicus) und aus den früher gegründeten Manufakturen des süddeutschen Raumes. Die Verwendung der Farbe Eisenrot und die Form der Pilaster lassen sowohl an Menicus als auch an ein thüringisches Erzeugnis nach Bayreuther Vorbild denken (vgl. Sammlung Burkhardt, Bayreuther Fayencen, 1997, Kat. 124), ohne dies hier abschließend festlegen zu können. Der Walzenkrug wurde 1990 aus der Staatlichen Kunst und Antiquitäten GmbH Mühlenbeck übernommen und ist damit ein potentielles Restitutionsobjekt. Die Vorbesitzer sind bislang nicht bekannt. [Uta Kumlehn]