Dargestellt ist ein Blick über hohes blühendes Schilf und einen See zum anderen Seeufer in der Ferne, das mit hohen Bäumen bestanden ist und zwischen denen das Dach eines Hauses, als einziges Zeugnis menschlicher Besiedlung hervorscheint. Es ist ein frühherbstlicher, leicht bewölkter Tag.
Die Malerei ist wie immer bei Luise Schmidt, direkt auf die grobe (Sack?)leinwand mit breitem Pinsel kurzstrichlig aufgetragen, wobei sie mit unterschiedlich gerichteter Pinselführung Konturen und Strukturen wie Schilf, Wasser oder Himmel auszudrücken versteht und Formen zusammenfasst.
Die Landschaftsmalerin Luise Schmidt (1876-1945) war die Tochter eines Kaufmanns in Brandenburg an der Havel, sie wird Anregung und Ausbildung durch die Wredowsche Zeichenschule erhalten haben, Genaueres ist nicht überliefert. Reisen führten sie nach Norddeutschland und an die Ostsee. Sie blieb zeitlebens unverheiratet, ist vor allem in den 1920er Jahren auch auf Ausstellungen in der Stadt greifbar und war Mitglied des Brandenburger Künstlervereins. Vielleicht deutet die häufiger auftretende Nutzung von grobem Sackleinen als Malgrund auf finanzielle Schwierigkeiten, vor allem die Jahre nach dem Ersten Weltkrieg waren für viele Künstlerinnen und Künstler wirtschaftlich schwierig. Ihr künstlerisches Werk dürfte umfänglich gewesen sein, das Stadtmuseum Brandenburg an der Havel besitzt mit 12 signierten oder zugeschriebenen Gemälden den größten Bestand der Malerin, die kurz nach Ende des Zweiten Weltkrieges in ihrer Wohnung in der Carl-Reichstein-Str. 15 starb.
Das ungerahmte Gemälde ist unbezeichnet, verschmutzt und nachgedunkelt, sonst in gutem Zustand. (ib)
Es handelt sich um einen Ankauf aus Brandenburger Privatbesitz 1983 für die Sammlung des Museums.
Literatur:
Wall, Horst: U. a. Bilder der 1920er Jahre, in: 16. Jahresbericht 2006 - 2007 des Historischen Vereins Brandenburg (Havel) e. V., Brandenburg 2007, S. 180 - 210 (hier S. 204f. über die Künstlerin). - Köhler, Heike: Frauen in Kunst und Gesellschaft im 19. und frühen 20. Jahrhundert, in: 20. Jahresbericht 2010 - 2011 des Historischen Vereins Brandenburg (Havel) e. V., Brandenburg 2007, S. 201-224 (hier 217f. über die Künstlerin).