Deckelkanne mit schmalem Ausguss und lang geschwungenem Henkel. Der Deckel ist über eine Zinnmontierung mit dem Henkel verbunden. Ziegelroter Scherben, Inglasurbemalung in den Scharffeuerfarben Gelb, Grün, Blau und Mangan; mehrere Glasurabplatzungen. Auf der Schauseite inmitten von Spiralen, Chrysanthemen und Granatapfelblüten ein Wappen mit drei bekrönten Löwenköpfen im Schild und einem weiteren, nach rechts gewandten bekrönten Löwen als Helmzier. Die Fabrikmarke weist auf die Friedberger Manufaktur (1754-1768) hin (zur Marke siehe Graesse, Führer für Sammler von Porzellan und Fayence, 1986, S. 2, 81). Mit diesem Hinweis kam die Kanne bereits in die Sammlung. Der Vergleich mit publizierten Friedberger Fayencen lässt eine dortige Produktion als unwahrscheinlich gelten (Riolini-Unger/Schandelmaier, Friedberger Fayencen, 2004). 2023 wurde die Kanne als Fälschung identifiziert (Dank an die Gesellschaft der Keramikfreunde e.V.).
Die Flasche ist Bestandteil der Fayence- und Zinnsammlung der 1942 enteigneten und in das Konzentrationslager Theresienstadt deportierten Potsdamerin jüdischen Glaubens Lina Friedrichs (1856–1943), 1956 an das damalige Bezirksheimatmuseum überwiesen, 2008 restituiert und dem Museum zu einem großzügigen Teil als Schenkung überlassen (vgl. Deinert, Indiziengestützte Detektivarbeit, 2016). [Uta Kumlehn]