Es ist ein leicht bewölkter Sommertag. Der Silokanal führt in die Bildtiefe. Unterhalb der Breitlingbrücke sind für die Malerin von diesem leicht erhöht am linken Kanalufer befindlichen Standort die Schornsteine des Stahlwerks Brandenburg schon sichtbar. Hauptmotiv ist die Begegnung zweier Motorlastschiffe. Der Reiz des Gemäldes besteht in der Enge des Kanals, der rechte Lastkahn ist voll mit Sand geladen und schiebt vor sich eine Bugwelle, die die Malerin mit dunklen lockeren Pinselstrichen charakterisiert. Wird der entgegenkommende Lastkahn mit der Aufschrift "Berta" nicht gleich mit dem vorderen Kahn zusammenstoßen, bzw. wird hier, wenn das Begegnungsmanöver gelingt, nicht angesichts ungenügender Mittel ein Wagnis eingegangen? Ein Mann in Rückenansicht auf einem den Kanal begleitenden Fahrweg geht unbeteiligt weiter, unterhalb der Kanalbrücke wächst merkwürdigerweise eine ausnehmende Blumenpracht.
Die Sache ist kaum so zu verstehen, dass die locker, aber etwas nachlässig gefertigte Malerei, hier für den Ausbau des Kanals wirbt. Die 1949 in Berlin geborene Malerin lebte zum Zeitpunkt der Fertigung des Bildes in Brandenburg an der Havel. Ist das Gemälde eine Pflichtarbeit und Zeichen ihrer Verbindung mit der Produktion oder will sie hier auf ungenügenden Freiraum in gesellschaftlichen Verhältnisse deuten? Die Malerei ist rechts unten signiert durch Einritzung in die feuchte Farbe "G. van Kempen", auf der Rückseite findet sich die Brandenburger Adresse "G. Kempen Rosenweg 22 1800 Brandenburg". Das Gemälde ist von einer braun gebeizten Leiste gerahmt. (ib)
Es handelt sich um einen Ankauf von der Künstlerin 1988 für die Museumssammlung.