Fragment eines Walzenkrugs aus einem Dachbodenfund in einem Gebäude des Holländischen Viertels, die ursprüngliche Objektform vom Voreigentümer aus Scherben rekonstruiert. Der Boden und Teile der Wandung fehlen, Spuren einer ehemals vorhandenen Zinnfassung können am zurückgesetzten Lippenrand erahnt werden. Der Brüchling lässt den kräftigen Scherben und die circa 1 mm dick aufgetragene Glasur deutlich hervortreten – die ganze Materialopulenz der Fayence und ihre je individuelle mit Bedacht oder – wie in diesem Fall – mit Rasanz ausgeführte Bearbeitung kommen hier zum Vorschein. Die Wandung zeigt eine männliche Figur mit ausgestreckter linker Hand. Ob sie auf ein möglicherweise brennendes Gebäude hinter ihr zeigt, kann anhand der vorhandenen Gefäßteile nicht mehr eindeutig festgestellt werden, evtl. handelt es sich bei dem vermeintlich aufsteigenden Rauch um die geschwämmelten Blätter eines die Szene rahmenden Baumes. Die Zeichnung ist mit schneller Hand aufgetragen, die in Mangan gehaltenen Umrisse verschwinden unter flüchtig aufgesetztem Grün und Blau. Das Zebramuster des Bandhenkels ist wie im Vorbeigehen angedeutet. Man mag sich den Druck der Herstellenden kaum vorstellen. Der Krug gelangte 2020 als Schenkung aus Privatbesitz ans Haus. [Uta Kumlehn]