Das Blatt zeigt eine Ansicht der Piazza del Popolo nach Süden auf die "Tridente", die drei symmetrisch vom Platz abzweigenden Straßen Via del Babuino (links), Via del Corso (Mitte) und Via di Ripetta (rechts). Die Breite dieser drei römischen Straßen ist in der Darstellung extrem gesteigert. Am Ausgangspunkt der drei Straßen steht im Zentrum des Bildes der Obelisco Flaminio. Als nördliche Kopfbauten der Via del Corso fungieren prominent die zwei scheinbaren Zwillingskirchen, S. Maria in Montesanto (links) und S. Maria dei Miracoli (rechts). Beide Kirchen besitzen noch nicht die heutigen Campanile, die erst 1758 von Giuseppe Theodoli an S. Maria in Montesanto und 1760-1765 von Francesco Navone an S. Maria dei Miracoli angebaut wurden. Die Ursprungsfassung der Piranesi Radierung entstand demnach vor 1758.
Die ausschwingenden Stufen im linken Bildvordergrund weisen darauf hin, dass der Betrachter mit dem Rücken zur Fassade von S. Maria del Popolo stehen muss (siehe Giuseppe Vasi, Piazza del Popolo nach Norden, Radierung, 1752). Kompositorisch hat Piranesi den Standort der Kirche in die Nähe des Obelisken gerückt, um den Eindruck räumlicher Weite zu suggerieren. Diese Radierung Piranesis ist nicht signiert. In der Textleiste erkennt man vor allem im rechten Bereich noch die Vorritzungen der Zeilen.
Imke Ritzmann