Das Setz- oder Akzidenzregal dient der Lagerung von Schriftsätzen in der Druckerei mit Handsatz sowie als Arbeitsfläche für den Schriftsetzer. Es ist aufgeteilt in 14 Schriftkästen, 16 Titelschriftkästen sowie eine Schublade. Schriftkästen sind als Frakturkasten oder Antiqua-Kasten aufgeteilt und verfügen jeweils über ein mittig angebrachten Griff sowie ein Kastenschild aus Messing auf der linken Seite. Die Führungen für die Schubläden sind wie der Möbelkorpus aus Holz gefertigt. Der obere Abschluss des Setzregals ist als Schräge ausgeführt. Beim Setzen wird der Schriftkasten mit der gewünschten Schrift hier abgelegt, um leichter erreichbar zu sein.
Ein Schriftkasten wird jeweils mit den Typen einer Schriftart in einer Größe und Schriftschnitt aufbewahrt, welche in den üblichen Größeneinteilungen der Druckerei beschriftet sind. Nonpareille (6 Punkt) und Petit (8 Punkt) werden als Konsulationsgrößen bezeichnet und üblicherweise für Fußnoten und Anmerkungen verwendet. Die Größen Korpus (10 Punkt) und Cicero (12 Punkt) werden im Buchdruck für den Haupttext verwendet. Mittel (14 Punkt), Text (20 Punkt) und 2 Cicero (24 Punkt) dienen als Schaugrößen für Überschriften.
Größere Schriftsätze (so genannte Plakatgrößen) werden in den kleineren Titelschriftkästen alphabetisch sortiert gelagert und benötigen je nach Schriftgröße auch mehrere Kästen. Das vorliegende Regal ist mit der Schriftart Bernhard-Fraktur in fettem Schnitt in den Größen Korpus bis 12 Cicero (144 Punkt) bestückt. Die Größen 8 und 12 Cicero sind als Holzbuchstaben ausgeführt, sonstige Typen in Bleilegierung.
Das Regal wurde in der Druckerei Tienken in Pritzwalk eingesetzt. Der Frachtschein auf der Rückseite ist erhalten. Demnach wurde das Setzregal am 31. Oktober 1921 über den Lehrter Bahnhof (Berlin) nach Pritzwalk geliefert.