Als der in Rom ansässige Berliner Künstler Karl-Lindemann-Frommel im Spätsommer 1857 im Auftrag des Verlegers Louis Sachse Potsdamer und Berliner Landschaften zeichnete, führte ihn sein Weg auch auf die Pfaueninsel. Statt von Südwesten oder -osten, wie sonst in der Grafik üblich, fing Lindemann-Frommel den Blick auf das Schloss von Nordosten aus ein. 1825 hatte der Hofmaler Wilhelm Barth (1779–1865) diese Perspektive für ein Gemälde gewählt, das sich heute in Schloss Sanssouci befindet. Eingebettet in eine Reihe von reich belaubten, duftig gezeichneten Bäumen, wird das „königl. Lustschloss auf der Pfaueninsel“, so der Originaltitel der Lithografie, selbst zu einem Teil der Natur. Im linken Bildvordergrund ragt ein wild wuchernder Baum hervor, der einer Gruppe von Besuchern Schatten spendet an einem der wohl letzten warmen Tage des Jahres. Dem Federvieh, nach dem die Insel benannt ist, scheint die Hitze nichts auszumachen. Zahm und friedlich hat es sich über die Wiese verteilt. [Uta Kaiser]