Minutiös ist auf dieser Vogelschau jedes Haus, jedes Gärtchen dahinter und jeder Turm in der Stadtmauer dargestellt. Doch die Exaktheit täuscht. Die vorliegende Ansicht ist alles andere als ein getreues Abbild von Frankfurt (Oder) in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts. So urteilte schon in den 1930er Jahren der Regierungsbauassessor Kunath-Coßmann (1907–1939) über diese Radierung, dass sie „ganz schematisch und vielfach fehlerhaft auf einen Festungsgrundriß eingetragen“ worden sei. Auch dieser Festungsgrundriss hat nur bedingt etwas mit den damaligen Verteidigungsanlagen der Stadt zu tun. Die Radierung wurde 1641 erstmals in der zweiten Auflage des von Johann Angelius Werdenhagen (1581–1652) verfassten Werkes „De rebus publicis hanseaticis […]“ auf Tafel 98 veröffentlicht. Das in Frankfurt am Main vom Verleger und Kupferstecher Matthäus Merian d. Ä. (1593–1650) herausgegebene Werk war dabei von ihm und anderen Künstlern mit vielen Karten und Stadtansichten bereichert worden. [Thomas Sander]
bez.:
In der Darstellung, o.l.: Francofvrtum ad Viadrum.; o.r.: Franckfurt an der Oder.; u.l.: Legende A–K.