Der Betrachter blickt auf die gewaltigen Fundamente des ehemaligen Tempels des Divus Claudius. Zu Zeiten Piranesis ist dieses Gebäude als "Curia Ostilia" bezeichnet worden. Die hier vorliegende dritte Druckfassung dieser Radierung weist das auf, was in der ersten Fassung (siehe Inv.-Nr. KPM D 252 26) noch fehlte: Die massigen, roh behauenen Steinquader, auf denen die Bögen ruhen, sind im Vordergrund tief verschattet. Sie scheinen sich in unterschiedlichen Verwitterungsstadien zu befinden und werden von Pflanzen sowie Moos zum Teil überwuchert. Das Ziegelmauerwerk, das sich ganz rechts im Hintergrund befindet, ist als solches malerisch erfasst: Im Gegensatz zur ersten Fassung besitzt es nun vertikale Unterteilungen. Auch die Bögen des Tempels erscheinen in dieser dritten Fassung als plastisches Ziegelmauerwerk. Die kompositorische Spannung, der Blick vom Dunklen ins Helle, ist in dieser Fassung meisterlich gestaltet.
Zusätzlich zur ersten Fassung befinden sich Buchstaben in diesem Bild, die in der Bildunterschrift erläutert werden. Die ursprüngliche Textzeile wurde von Piranesi vollständig weggeschabt und überarbeitet.
Imke Ritzmann