Dünnwandige, dreifach geschnürte und gerippte Vase in Balusterform mit langem schlanken, am Ansatz gekröpften Hals über achtseitig ausgestelltem, ergänzten Fuß. Der Korpus ist unregelmäßig gestaltet, der Hals leicht verzogen, die Öffnung ungleichmäßig umgestülpt. Scherben wohl ockerfarben, Glasur weiß, auf dem Fuß und am Hals leicht gräulich, Inglasurbemalung mit Blüten in verschiedenen Blautönen. Die Berliner Manufaktur Wolbeer produzierte um 1700 sehr ähnlich gestaltete Vasen; der Dekor erinnert an den im süddeutschen Raum entwickelten Vögelesdekor (laut Bruckmann’s Fayence-Lexikon, 1981, in Hanau; zeitgleich jedoch in anderen Manufakturen nachgewiesen, vgl. bspw. Riesebieter, Die deutschen Fayencen, 1921, S. 19f.; Glaser, Nürnberger Fayencen, 2017, Kat. 13). Im Norden taucht er zunächst in Zerbst auf (Schmerenbeck, Barocker Traum, 1997, Kat. 59). In Potsdam wurde er einer gemarkten Vase zufolge in einer Variation ebenfalls verwendet (vgl. den ersten Eintrag der Fayence-Sammlung des Potsdam Museums in dieser Datenbank). Eine Vase der Manufaktur Wolbeer aus der Stiftung Stadtmuseum Berlin entspricht jedoch genau dem Typ und dem Dekor dieser Vase, so dass eine Herstellung in der Berliner Manufaktur anzunehmen ist (siehe untenstehenden Link). Diese Vermutung äußerte, unabhängig von einer in der Vase aufgefundenen historischen Ausstellungsbeschriftung mit dem Vermerk „Hanau 1. H. 18. Jh.“, auch die ehemalige wissenschaftliche Mitarbeiterin Karola Paepke, die sich intensiv mit den märkischen Fayencen der Sammlung befasste (Hausarchiv Potsdam Museum). Öffentlich wurde das Gefäß zuletzt in der stadtgeschichtlichen Dauerausstellung „Geschichte der Stadt von 993 bis 1900“ (1984–1995) in der Wilhelm-Külz-Str. 13 (Breite Straße 13, heute Naturkundemuseum) gezeigt. Die Vase wird als Teil des Nachlasses von Paul Heiland in der Museumsdokumentation geführt. [Uta Kumlehn]