Brustbild von Wilhelm Jolly, dem Marktpolizisten in Brandenburg an der Havel, bekleidet mit hohem Zylinder, einem weißen Hemd und Schleife, darüber ein dunkler Rock, daran ein Ehrenzeichen. Der schlanke Mann ist mindestens 70 Jahre alt, hält aber auf Kleidung und Haltung. 1847 ist er erstmalig im Brandenburger Adressbuch nachgewiesen, 1877 wird er als "Polizei-Sergeant a.D" bezeichnet, 1891 ist nur noch seine Witwe genannt, er muss also verstorben sein.
Bei dem Ehrenzeichen handelt es sich um das Preußische Allgemeine Ehrenzeichen, eine Dienstauzeichnung, die langjährigen Beamten der unteren Ränge meist in ihren letzten Dienstjahren oder bei ihrem Eintritt in den Ruhestand verliehen wurde. Jolly erhielt sie am 13. März 1872 als "Polizei-Sergeant zu Brandenburg a.H." (Königlich Preußische Ordens-Liste 1877, Th. 2, S. 526), war also noch im Dienst, aus dem er aber bald danach ausgeschieden sein wird.
Das Porträt von Wilhelm Jolly ist Teil einer Reihe von insgesamt vier Gemälden, die Brandenburger Originale, Menschen mit Charakter und mit besonderem Schicksal, zeigt. Sie stimmen in Stil, Maßen und technischer Fertigung so überein, dass von einer Entstehung zu gleicher Zeit auszugehen ist. Eine posthume Anfertigung scheint naheliegend. Auch das Gemälde von Karl Zäpernick könnte erst nach seinem Tode 1907 gemalt worden sein.
Den normierten Keilrahmen, dessen Maße auf der Rückseite gestempelt sind (32 und 40 cm), hat Gertrud Schaper-Schendel vielleicht in der Kurfürstenstraße in Berlin gekauft.
Das Bild gehört zum Altbestand des Museums und kam bereits vor 1945 in die Sammlung.
Bezeichnet re. u. eigenhändig "GS [monogrammiert] Schendel", rückseitig wohl von derselben Hand "Herr 'Jolly' - Polizist am Dom sämtlich Kinder / flohen vor ihm wie die Hasen!", außerdem der Keilrahmen mit den Maßen gestempelt (32 und 40 cm), Stempel des Mal- und Zeichenbedarfs Otto Ebeling in Berlin (im Berliner Adressbuch nur 1939-1943 nachweisbar), alte Inventarnummernvermerke.