Dieses Gemälde des Landschaftsmalers Karl Hagemeisters (1848-1919) ist mit breitem Pinsel und dickem Farbauftrag flott gemalt, aber offenbar nicht für gut befunden worden, deshalb ist es unsigniert. Es ging dem Künstler um die Lichtreflexe und die Stimmung eines bedeckten Sommertages. Auf dem Wegbogen einer Wiese geht ein Mädchen dem Betrachter entgegen. In der Fahrrinne spiegelt eine Pfütze. Ein junges Bäumchen links, ein Wäldchen rechts rahmen das Mädchen, das aus einer schattigen Partie ins Licht getreten ist. Grüne Farbtöne und die bräunlichen und rötlichen Farbtöne von Weg und Kind bestimmen den Farbklang dieser lockeren und dem seinerzeit modernen Impressionismus verhafteten Malerei. Gegenüber den früheren Genrebildern, beispielsweise dem Mädchen am Walde von 1870 (Inv.-Nr. V00274KaGe) ist alles Erzählerische vermieden.
Das unbezeichnete und unsignierte Gemälde wird in die Phase von Hagemeisters Paris-Aufenthalt datiert, künstlerische Ausbildung in Weimar und mehrere Reisen - im deutschsprachigen Raum, nach Italien und nach Belgien lagen hinter ihm - er suchte mit seinem Freund Carl Schuch (1843-1903) Anschluss an die modernen zeitgenössischen Strömungen in der Malerei. Die Leinwand ist links und noch mehr unten breit umgeschlagen und alt mit Reißzwecken befestigt. Sie war auch dort bemalt, hat aber hier und überhaupt am linken und unteren Rand großflächige Verluste. Offenbar geschah die Formatverengung durch breites Umschlagen vom Künstler selbst, sodass das Kind genau in den Mittelpunkt des Bildes kam. Die Malerei wurde vor einigen Jahren restauratorisch gesichert. Der Keilrahmen weist Spuren von ehemaligem, nicht mehr aktivem Anobienbefall auf. (ib)
Das Bild wurde 1983 aus dem Nachlass von Margarethe Schweitzer, der Großnichte des Malers, für das Museum angekauft.
Literatur:
Warmt, Hendrikje: Karl Hagemeister. In Reflexion der Stille, Monographie und Werkverzeichnis der Gemälde, Berlin 2016, G 158 m. Abb. S. 302 (= Warmt G 158). - Karl Hagemeister. Zum 160. Geburtstag. Werke des märkischen Künstlers aus dem Bestand des Stadtmuseums Brandenburg an der Havel, hrsg. von Heike Köhler, Brandenburg 2008, Abb. 8.