Gerippte Balustervase mit unregelmäßig gestaltetem, durch Einschnürungen von Sockel- und Halsbereich abgesetzten Korpus und langem, am Ansatz verkröpften Hals über glockenförmig geschwungenem, achtseitigem hohen Fuß. Scherben rotbraun erkennbar, Glasur weiß, Inglasurbemalung in verschiedenen Blautönen. Glasurabplatzungen am Fußrand, an den Rippen, der Wandung sowie an Halswulst und weit aufgefächertem Mündungsrand; keine Marke. Auf der Wandung der bekannte Pfau auf einem Felsen inmitten einer blühenden Landschaft mit „indianischen“ Blüten; Sockel und Halswulst zeigen Spiral- und Blattmuster; die hervorkragende Einschnürung des Fußes die aus der Manufaktur Wolbeer bekannten alternierend angeordneten Dreiecke, der Hals das nach Christiane Keisch „für Berlin eher seltene symmetrische Flügelblattornament nach Delfter Vorbild“ (Ausst.-Kat. Herrliche Künste und Manufacturen, 2001, Kat. 67). Aus der Berliner Manufaktur Wolbeer sind mehrere Vasen dieses Typs und Dekors mit kobaltblauer oder polychromer Staffierung publiziert. Sie wurden häufig paarweise angeboten (vgl. u. a. Rudi, Europäische Fayencen, Leipzig 2017, Kat. 50–53; s. Weblinks unten). Dies trifft auf unser Stück und seinen Zwilling in der Sammlung (78-5-FA) wohl ebenfalls zu. Wie stets in der Fayence verbergen sich in den Details Rätsel, die konkrete Zuschreibungen erschweren. Die beiden Vasen aus dem Potsdam Museum weisen auf dem Sockel und dem um eine Blattreihe reduzierten Halswulst die Dekorfolge 1. Spiralmuster, 2. Kreis mit eingesetztem Punkt in der Mitte, 3. Blattbehang statt 1. Spiralmuster, 2. Blattbehang, 3. Blattbehang wie die bekannten Vasen dieses Typs aus der Manufaktur Wolbeer auf. Das abschließende Band des Dekors auf dem äußersten Rand des Sockelbereichs ist ebenfalls eine Variation der Staffierung. Der Scherben ist rötlich-braun statt sandfarben wie bei dem o. g. publizierten Bestand der Vasen. Beides könnten Hinweise auf eine – wie in den Inventaren des Potsdam Museums dokumentierte – Potsdamer Produktion sein; ebenso gut möglich ist eine zu einem anderen Zeitpunkt als die der zuvor benannten Stücke erfolgte Berliner Herstellung, da einerseits die Dekorvariation der beiden Balustervasen aus dem Potsdam Museum von einer 1697–1720 datierten gerippten Deckelvase aus der Manufaktur Wolbeer bekannt ist und andererseits Ton verschiedenster Färbung für die Fayence-Herstellung genutzt wurde, der darüber hinaus an den sichtbaren Stellen eine je durch Temperatur und Luftfeuchte bedingte Tönung annimmt (Stiftung Stadtmuseum Berlin, s. Weblink unten; zum Ton siehe Keisch, Berliner Fayence, 2001, S. 31).
Die Vase war gemeinsam mit ihrem Pendant zuletzt Teil der Ständigen Ausstellung des Potsdam-Museums in der Wilhelm-Külz-Straße/Breiten Straße ab 1984. Sie stammt aus dem Nachlass von Paul Heiland. [Uta Kumlehn]