Die Skulptur mit der Bezeichnung „FRIDERICUS. I.“ auf der Plinthe steht als erste in der chronologischen Reihe der zwölf von Bartholomeus Eggers (1637-1692) bzw. seiner Werkstatt geschaffenen Statuen der brandenburgischen Kurfürsten (vgl. Skulpt.slg. 79 bis 87 – zwei Skulpturen fehlen). Diese Ahnengalerie – ergänzt durch die vier sog. Kaiser-Statuen (Skulpt.slg. 88 bis 91) – entstand im Auftrag des Kurfürsten Friedrich Wilhelm von Brandenburg. – Als Dank für seine Verdienste um die Wahl des ungarischen Königs Sigismund zum römisch-deutschen König hatte dieser dem Nürnberger Burggrafen Friedrich VI. (um 1371-1440) im Jahr 1415 die erbliche Würde des Markgrafen und Kurfürsten von Brandenburg verliehen. Als Friedrich I. begründete dieser somit das Kurhaus Hohenzollern. – Wie alle Werke dieser Serie ist auch sein Porträt etwas überlebensgroß gearbeitet. In Anlehnung an die antike Formensprache wurde der Kurfürst stark idealisiert wiedergegeben, da dem Bildhauer keine genauen Überlieferungen über das Aussehen Friedrichs I. zur Verfügung standen. So legte der Künstler besonderen Wert auf die Darstellung der kurfürstlichen Insignien. Friedrichs rechte Hand hielt ursprünglich den Feldherrenstab (verloren). Der linke, in die Hüfte gestützte Arm schlägt den Kurfürstenmantel zurück, der über dem Hermelinkragen liegt. Zwischen dem linken Bein und dem Mantel befindet sich das Kurschwert. Die erfundene Rüstung besteht aus unterschiedlichen Teilen mehrerer, vor allem späterer Epochen.
Die Reihe der zwölf Kurfürsten- und vier Kaiser-Statuen fertigte der niederländische Bildhauer Bartholomeus Eggers zwischen 1685 und 1689 für Kurfürst Friedrich Wilhelm (und nach dessen Tod für seinen Sohn und Nachfolger Kurfürst Friedrich III.) eigens für den Alabastersaal im Berliner Schloss. Diesen neuen Festsaal für Staats- und Familienempfänge errichtete der Hofbaumeister Michael Mathias Smid von 1681 bis 1685 im Auftrag des Großen Kurfürsten. Der im oberen Stockwerk des Quergebäudes zwischen den beiden Schlosshöfen gelegene Raum war nach außen völlig schmucklos. Die Gestaltung des Inneren jedoch zielte auf höchste Repräsentation: Auf beiden Längsseiten befanden sich fünf hohe Fenster, die sich mit sechs rundbogigen Nischen abwechselten, in denen auf Konsolen die von Eggers geschaffenen Kurfürsten-Statuen standen. An den beiden Schmalseiten gab es jeweils zwei Nischen für die Kaiser-Statuen. Fenster und Nischen wurden jeweils von korinthischen Pilastern flankiert. Dieser architektonische und bildhauerische Schmuck, darunter auch aufwändige Stuckarbeiten, sowie das Deckengemälde, welches die durch Friedrich Wilhelm geförderten Künste darstellte, waren allein aus politisch-repräsentativen Gründen für den Alabastersaal entstanden. Sie verdeutlichten die dynastische Legitimität der Hohenzollern durch eine angeblich bis in die Antike zurückreichende Ahnenreihe der eigenen Familie sowie das durch die Malerei wiedergegebene Thema des „Guten Regiments“ durch den Kurfürsten Friedrich Wilhelm. Der Name des Festsaals ist jedoch irreführend. Er bezog sich auf das Material der Statuen, die jedoch nicht in Alabaster, sondern in Marmor gearbeitet sind.
Bis auf die Figuren der Kurfürsten Joachim Friedrich (1546-1608) und Georg Wilhelm (1595-1640) haben alle Werke den Zweiten Weltkrieg überstanden und befanden sich danach bis 2012 im Neuen Palais in Potsdam. Der gesamte Zyklus wird als Leihgabe der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg ab Ende 2020 im Humboldt Forum im Berliner Schloss zu sehen sein.
Silke Kiesant / Aemilia Müller