Die 1941 entstandene Ansicht gibt links das Kurfürstenhaus mit dem dahinter liegenden Chordach und dem markanten Turm der Katharinenkirche wieder. Ganz rechts ist knapp angeschnitten das Neustädtische Rathaus zu erkennen, das bereits im 14. Jahrhundert erbaut, mehrfach umgebaut, 1908 durch Brand zerstört und nach dem Wiederaufbau kurz vor Ende des Zweiten Weltkrieges endgültig verloren ging. Im Bild dominiert die über 5 m hohe Sandsteinfigur des Rolands als Symbol städtischer Freiheit, welche sich jetzt vor dem Altstädischen Rathaus befindet. Eher konventionell gemalt, erinnert das Gemälde auch an Postkartenmotive. Die Katharinenkirche war als Wahrzeichen der Stadt Brandenburg ebenfalls ein beliebtes Motiv und taucht bei Kurt Säwert u. a. im Gemälde "Straße in Brandenburg mit Katharinenkirche" auf.
Der Berliner Maler Karl Säwert (1888-1962) zeigt in seinen Brandenburg-Ansichten sowohl Teile der historischen Stadtteile mit den bestimmenden mittelalterlichen Kirchenbauten als auch die moderne Industriearchitektur, die er jedoch in die Landschaft eingliedert und damit harmonisiert. Er hatte sich auf beliebte Landschaften der Küste, der Alpen und auch der Mark Brandenburg spezialisiert und hat das Kunststück der Anerkennung in zwei Systemen fertiggebracht: In der Zeit des Nationalsozialismus als NSDAP-Mitglied wie auch von 1956 an in Ost-Berlin als Mitglied des Verbandes Bildender Künstler. Wohl von 1929 bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges ist er Lehrer an der Wredowschen Zeichenschule gewesen, lebte aber wohl nicht in der Stadt.
Das Gemälde ist signiert und datiert unten rechts "K. Säwert 41", sein Zustand ist gut. (ib)
Das Gemälde wurde 1943 durch den Oberbürgermeister angekauft und gelangte nach dem Zweiten Weltkrieg als Übergabe des Rates der Stadt in die Museumssammlung.
Literatur:
Vgl. Friedrich Sernetz: Karl Säwert. Ein Landschaftsmaler, Petersberg 2022, S. 75, Abb. 83
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