Drei farbige und sommerliche Ansichten aus Bernau und Brandenburg an der Havel sind auch als Ansichts-Postkarte gedruckt worden. Aus Brandenburg an der Havel hat das hier vorliegende Gemälde diese Auszeichnung und weitere Verbreitung erfahren. Es handelt sich um ein Motiv vom Neustädtischen Mühlendamm mit dem Mühlentorturm hinten in der Bildmitte, in welchem die Backsteinarchitektur rot aufleuchtet, vorn beleben einige Spaziergänger die breite Straße. Die Farbe ist mit breitem Pinsel großzügig auf ungrundierte Leinwand aufgetragen.
Der Landschaftsmaler Karl Säwert (1888-1962) stammte aus der Neumark und hat seine Ausbildung in Berlin empfangen, das auch sein Lebensmittelpunkt wurde. Er zeigt in seinen Brandenburg-Ansichten sowohl Teile der historischen Stadtteile mit den bestimmenden mittelalterlichen Kirchenbauten als auch die moderne Industriearchitektur, die er jedoch in die Landschaft eingliedert und damit harmonisiert. Er hatte sich auf beliebte Landschaften der Küste, der Alpen und auch der Mark Brandenburg spezialisiert, war in Italien und Paris gewesen und hat das Kunststück der Anerkennung in zwei Systemen fertiggebracht: In der Zeit des Nationalsozialismus als NSDAP-Mitglied wie auch von 1956 an in Ost-Berlin als Mitglied des Verbandes Bildender Künstler. Von 1929 bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges ist er Lehrer an der Wredowschen Zeichenschule gewesen, lebte aber wohl nicht in der Stadt.
Das Gemälde ist rechts unten signiert "K. Säwert" und undatiert. Der Zustand ist gut, die Leinwand an zwei Stellen geflickt und nachgebessert, 1986 erfolgte eine Restaurierung. Die Rahmung ist neueren Datums. (ib)
Das Gemälde gehört zum Altbestand und wurde vermutlich vom Künstler angekauft.
Literatur:
Sernetz, Friedrich: Karl Säwert. Ein Landschaftsmaler, Petersberg 2022, S. 85, Abb. 98. - Enders, Rainer/Holtmann, Wulff (Hg. im Auftrag der Stadt Brandenburg (Havel): stattbekannt. 150 Jahre Brandenburg in Bildern, Brandenburg 2015, Abb. S. 41 oben.
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