Die täglich abzuliefernde Labormeldung der Osthafenmühle erfasste die Qualitätsparameter der aktuell zu vermahlenden Getreidepartie. Es wurden aber nicht alle möglichen Parameter erfasst.
Hauptsächlich interessierten - zumindest kurz vor dem Ende des Krieges - das Hektolitergewicht und die Feuchtigkeit sowie die Aschezahl der ermahlenen Mehle. Die gängige Mehltype war die 1790 bei Roggen, daneben die 2000 und bei Weizen die Type 1350 und 1950. Es wurden also beinahe Vollkornmehle hergestellt. Die ebenfalls täglich zu erstellenden Betriebsberichte erfassten auch die Daten eines Backversuches. Die vermahlene Menge und die jeweilige Mahlpostnummer wurden auch mit aufgeführt. Für Tage, an denen eine Mühle nicht gemahlen hatte, wurde ein Zettel mit Datum und dem Vermerk des Nichtbetriebes in den Ordner eingelegt, vor allem Tage im Januar und Februar 1945 sind betroffen.
Auffällig ist die Herkunft des Getreides: Neben der 1945 immer seltener werdenden Inlandvermahlung ist auch die Rede von ungarischem Getreide und solchem aus den Balkanstaaten, die zu dieser teilweise schon durch die Rote Armee befreit waren. Besonders speziell ist der Vermerk: „Vermahlung Wehrmacht“. Hier muss davon ausgegangen werden, dass dieses Getreide Kriegsbeute im Rahmen der Taktik der „Verbrannten Erde“ , der totalen Ausplünderung und Zerstörung in den Gebieten östlich der Oder, war. Das Gleiche gilt für die Bezeichnung „Gouvernement“, die geographisch das Gebiet des heutigen Mittel- und Ostpolens bezeichnet.
Das Objekt umfasst 195 Seiten, von denen 30 Seiten für die Veröffentlichung auf museum-digital ausgewählt wurden.
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