Dieses ebenfalls aus Holz gefertigtes Fischereiwerkzeug ist als ein Verweis auf den ehemaligen Krebsreichtum im Oderbruch zu lesen. Der Fang von Edelkrebsen in Körben dieser Art war bis ins 18. Jahrhundert ein einträgliches Geschäft auch für die Oderberger Fischer.
Die von Theodor Fontane verfasste Liste der neben den Krebsen gefangenen Fische ist eindrucksvoll: Kaulbarsch, Blei, Hecht, Zander, Äsche, Stichling, Aal, Quappe, Bitterling, Lederkarpfen, Plötze, Karausche, Steinbeißer, Modderließchen, Wels, Schlammpeitzker… (vgl. Fontane, Theodor, 1998: Das Oderland. Wanderungen durch die Mark Brandenburg Band II. Große Brandenburger Ausgabe hrsg. von G. Erler und R. Mingau. Berlin).
Der Fischfang war lange die Hauptnahrungsquelle der Oderberger. Mit der Trockenlegung des Oderbruchs durch die Verlegung der Oder war ein Prozess in Gang gesetzt worden, der dem bedeutenden Wirtschaftszweig in der Region die Grundlagen entzog. Schon im Gutachten zur Vorbereitung der Trockenlegung des Bruchs hatte der Deichbaumeister van Haerlem deutlich gemacht, „dass der etwas bey der Fischerei sich äußernde Abgang durch die Verbesserung des Bodens reichlich dürfte ersetzt werden, und wohl ungleich nutzbarer ist, dass auf solchem Fleck, wo jetzt einige Fische ihre Nahrung haben, künftig eine Kuh erhalten werden kann“ (Quelle: Herrmann, Bernd, 1997: „Nun blüht es von End zu End all überall“. Die Eindeichung des Nieder-Oderbruchs 1747 – 1753. Cottbuser Studien zur Geschichte von Technik, Arbeit und Umwelt; Band 4 S. 107. Berlin.). Mit der Kappung der Alten Oder vom Oderstrom bei Güstebiese 1832 und dem Bau der Schleuse Hohensaaten 1853 nahm der Fischreichtum rapide ab. Hinzu kam, dass die ohnehin an ökonomischer Bedeutung verlierende Fischerei die aufstrebende Holzindustrie behinderte, da die Stellnetze und Reusen der Flößerei im Wege standen.
Auch die aufstrebende Landwirtschaft im Oderbruch brachte erste Umweltprobleme mit sich. Die im Bruch nach 1860 zahlreich entstandenen Zuckerfabriken ließen im Herbst zur Rübenkampagne die Produktionsabwässer meist ungeklärt in das nächstliegende Gewässer fließen. Da letztlich im neu angelegten Gewässersystem der eingedeichten Niederung alle Entwässerungsgräben in die Alte Oder und damit in den Oderberger See mündeten, kam es häufiger zu Fischsterben. Die Fischer klagten 1903 das erste Mal gegen die Fabriken in Altranft und Thöringswerder, aber erst 1921 erging der Beschluss, dass ihnen der bis dahin entstandene Schaden von 2.000 Reichsmark je Rübenkampagne zu ersetzen sei.
Der Niedergang des Gewerbes in der Region war kaum mehr aufzuhalten. 1945 übten noch acht Fischer ihren Beruf aus, nach dem verheerenden Winterhochwasser 1947 waren es noch vier. 1960 traten sie der Wriezener Fischerei-Genossenschaft bei. Der letzte Oderberger Fischer stellte seine Arbeit 1979 ein. Eine prägende Landnutzungsform war damit an ihr Ende gelangt. Durch den Bau von Kläranlagen und den Niedergang der Industrie – die letzte Zuckerfabrik im Oderbruch stellte 1994 ihren Betrieb ein – hat sich zwar der Fischbestand erholt, aber das Fischereigewerbe in Oderberg nicht.
de