Dargestellt ist das Schleusenbecken der Alten Stadtschleuse in Brandenburg an der Havel. Der Blick geht von Nordwesten, im Hintergrund ist der Steintorturm zu erkennen. Die Künstlerin interessiert sich intensiv für Licht und Schatten, die sie als Flächen gegeneinander setzt. Die Darstellung ist menschenleer. Die Farbe ist schichtenweise aufgetragen. Eine Entstehung dieses Werkes bereits 1890 würde eine außerordentlich frühe Modernität und Aufnahme impressionistischer und expressiver Tendenzen bedeuten, wie sie etwa bei Paul Cézanne ab 1870 zu beobachten sind und wie sie seit den 1880er Jahren vereinzelt in Berlin gezeigt wurden. Ein gewisse stürmische, aber auch mechanische Herangehensweise, die sich so sonst nicht im Werk findet, könnte auf ein jugendliches Ausprobieren deuten. Die Malerin war damals 24 Jahre alt und versucht sich in dem Bruch mit der Illusionsmalerei, die sie später (etwas in ihrer Ansicht vom Marienberg [Link]) durchaus wieder pflegt.
Naturgemäß sind im Museum im Frey-Haus vor allem die Gemälde mit Ansichten aus dem Brandenburger Stadtgebiet gesammelt worden. Das soll aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass Gertrud Körner zu Lebzeiten auf Ausstellungen vor allem mit Ansichten aus Dachau und Bayern, Hiddensee, Schweden oder der Bretagne vertreten war. Sie hat viele Reisen unternommen, die Brandenburg-Motive wird sie mit Blick auf hiesige Interessenten gemalt haben. Sie haben sich hier am besten bewahrt.
Schenkung aus dem Nachlass.
Bezeichnet re. u. eigenhändig "G. Körner", von fremder Hand auf der Rückseite "1890".
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