Balusterförmige Vase auf oktogonaler Grundfläche und entsprechend facettierter Wandung über abgesetzter Fußplatte; die Schulterpartie läuft oberhalb einer weiten Wölbung eng zu; ein wohl ursprünglich vorhandener Deckel fehlt. Die Standfläche lässt einen hellen Scherben erkennbar werden. Hell- und dunkelblaue Inglasurbemalung auf weißer Glasur; auf der mehrfach gesprungenen Wandung oberhalb der Fußplatte und unterhalb der Schulter ornamental und floral gestaltete Bordüren, auf der Wandung asiatisch beeinflusste figürliche Szenen in einer Gebirgslandschaft, stark verlaufen. Die Fotografin Maria Hepner entdeckte während der Anfertigung von Objektaufnahmen in den 1960er Jahren die Signatur „R“ (Hausarchiv Potsdam Museum). Dies konnte von der ehemaligen wissenschaftlichen Mitarbeiterin des Potsdam Museums Karola Paepke laut Notizen auf der Karteikarte der Vase im Hausarchiv des Potsdam Museums nicht bestätigt werden; ebenso wenig heute. Die Gestaltung der figürlichen Szenen weist auf die Verwendung von Motiven hin, die in der näheren Umgebung in erster Linie in der Manufaktur Wolbeer nach Vorlagen von Pieter Schenck verwendet wurden (Ausst.-Kat. Herrliche Künste und Manufacturen 2001, Kat. 15-26; Keisch, Berliner Fayence, 2001, S. 39-49). Eine der beiden Szenen könnte als das beliebte, weit verbreitete Motiv des Würdenträgers mit schirmtragendem Diener gedeutet werden. Der Schirm geht in der stark zerlaufenen Malerei in die Bordüren der Schulterpartie über, der mutmaßliche Würdenträger ist seiner Begleitperson nach rechts zugewandt (vgl. Detailabbildungen in Keisch, wie oben, S. 45). Die zweite Szene zeigt möglicherweise eine oder zwei unter einem großen Fächer sitzende Figuren. Der Behangdekor der Schulter ist eine Variation der der in der Berliner Fayence häufig anzutreffenden, wie aufgeklappt erscheinenden Ranken mit großen, gestuft gefächerten Blättern, die Sockelzone zeigt den aus der Manufaktur Funcke bekannten alternierenden Spiral- und Blattdekor (zwei Beispiele aus der Stiftung Stadtmuseum Berlin, Inv.-Nr. II 72/297 B und KGK 90/5 a+b in der Online-Datenbank des Museums, Sucheinstieg Funcke), der später auch für Zerbst übernommen wurde (Schmerenbeck, Barocker Traum, 1997, Kat. 9–10).
Im Juni 1917 erwarb das Städtische Museum Potsdam elf Vasen und Maßkrüge aus Heilands Besitz (HAPM, HK 2, Beleg-Nr. 268), darunter eine „achtkantige Deckelvase“. Auf fünf heute im Bestand vorhandene Vasen trifft diese knappe Beschreibung zu, darunter auf diese. Eine Potsdamer Herstellung muss nach den oben genannten stilistischen Merkmalen zufolge angezweifelt werden, kann aber auch nicht abschließend ausgeschlossen werden, da Rewendt bei Funcke gelernt hatte und sich gerade in der ersten Zeit eng an Berlin anlehnte (Mauter, Berliner Fayencemacher, 1998, S. 84). Die Vase wurde zuletzt in der Ständigen Ausstellung des Potsdam-Museums in der Wilhelm-Külz-Straße/Breite Straße 13 sowie in der in Kooperation mit dem Haus der Brandenburgisch-Preußischen Geschichte ausgerichteten Ausstellung „Königliche Visionen. Potsdam. Eine Stadt in der Mitte Europas“ 2003/04 gezeigt. [Uta Kumlehn]
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