Große gerippte Balustervase mit ausladendem Korpus über glockenförmig gestaltetem eingeschnürten Sockel. Um den langen schlanken Hals eine Manschette mit glatten Facettierungen, die Mündung weit auskragend. Der ockerfarben sichtbare Scherben ist deckend weiß glasiert, die Vase dicht dekoriert mit figürlicher, floraler und ornamentaler Inglasurbemalung in nuancierten Blautönen. Der Korpus ist mehrfach gesprungen und geklebt, Fehlstellen mit Gips gefüllt, der Hals ist am Ansatz wohl einmal vollständig ausgebrochen und restauriert; keine Marke. Auf dem hohen Sockel des Fußes sowie auf der Einschnürung befinden sich stark verlaufene Behangornamente, auf der Wandung sind aufgrund der auch hier flächig verlaufenen Malerei kaum mehr als schemenhaft mehrere Figuren in einer bewaldeten Landschaft mit einfacher Bebauung zu erkennen. Die ornamentale Gestaltung des Halses nimmt den Dekor des Sockels auf. Sogenannte “Kürbisvasen“ mit blau-weißem oder polychromem chinoisen Dekor wurden in der Region zunächst in der Berliner Manufaktur Wolbeer hergestellt (vgl. bspw. den Bestandskatalog des GRASSI Museums: Rudi, Europäische Fayencen, 2017, Kat. 56, Manuf. Wolbeer, um 1710; Ausst.-Kat. Der schöne Schein 2013, Kat. 39, Manuf. Wolbeer, um 1710; Ausst.-Kat. Herrliche Künste und Manufacturen 2001, Kat. 65 mit Angabe weiterer Vergleichsobjekte). In der Sammlung des Potsdam Museums befindet sich eine Gruppe von zehn Variationen dieses Typs, die mit großer Wahrscheinlichkeit alle aus der Sammlung Paul Heiland stammen bzw. als Potsdamer Erzeugnisse von ihm für das Museum erworben wurden. Ein umfangreiches Konvolut von über 500 Berliner und märkischer Fayencen hatte Heiland dem Märkischen Museum bereits 1925 verkauft (Peibst, Berlin-Brandenburgische Fayencen, o. J., S. 8). Seiner Heimatstadt behielt er mit wenigen Ausnahmen die nach Lüftung der Berlin-Potsdamer Verwirrung seines Ermessens nach in Potsdam hergestellten Produkte vor, d. h. die weniger gelungenen Stücke. Die im Museum heute vorhandenen Vasen dieses Typs sind bis auf eine Ausnahme 2. bis 4. Wahl. Sie allein aus diesem Grunde der Potsdamer Manufaktur zuzuschreiben, halte ich für verfehlt (siehe dazu auch den nächsten Eintrag). Die o. g. Beispiele aus der Manufaktur Wolbeer stimmen in Maßen und Form mit der Vase aus dem Potsdam Museum überein, besonders auffällig sind die jeweils nach der vierten Rippe hervorspringenden breiteren Rippen, der gestufte Glockenfuß sowie die hervorkragende Schulter. Die glatte Facettierung des Halses ist bei der von Christiane Keisch publizierten Vase aus der Stiftung Stadtmuseum Berlin und der Vase aus dem Museum Angewandte für Kunst Köln (Brattig/Hesse 2013) nicht zu finden, stattdessen werden die Rippen dort in feiner Gliederung bis zu einem Nodus fortgesetzt. Die Facettierung zeigen jedoch zwei weitere typengleiche Exemplare mit ähnlichem bzw. abweichendem Dekor der Wandung in der Stiftung Stadtmuseum Berlin aus der Manufaktur Wolbeer und Erben (II 72/321 B; Inv.-Nr. II 72/289 B, siehe untenstehende Links und das bereits genannte Exemplar des GRASSI Museums). Die zuerst genannte Vase aus dem Berliner Stadtmuseum zeigt, selbst stark zerlaufen, darüber hinaus die gleichen Schmuckbänder im Sockel- und Halsbereich. Die Vase wurde zuletzt in der stadtgeschichtlichen Dauerausstellung „Geschichte der Stadt von 993 bis 1900“ (1984–1995) in der Wilhelm-Külz-Str. 13 (Breite Straße 13, heute Naturkundemuseum) öffentlich präsentiert. [Uta Kumlehn]
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