Walzenkrug mit angesetztem Bandhenkel, Zinndeckel und -fußring; polychrome Scharffeuerfarbenmalerei auf bläulich-weißer Glasur. Auf dem Boden laut Karteikarte ein wohl mit Grafit aufgetragenes P für Potsdam (fotografische Aufnahme des Gefäßbodens zurzeit nicht möglich). Auf dem Zinndeckel graviert „No 20 JJG“, im Zinndeckel drei undeutliche Zinnmarken (eine Punzierung mit den Buchstaben C oder G und H 1586 [?], zwei Punzierungen zeigen eine Figur oder einen Buchstaben mit Pflanze). Karola Paepke notierte Folgendes zum Krug: „Reiter zu Pferde von rückwärts zwischen zwei Palmen und Spitzbrunnen; keine eindeutige Signatur! (evtl. P?), evtl. Heinrichs in Frankfurt (Oder) oder Menicus in Berlin (aber auch Rheinsberg, Erfurt oder Magdeburg möglich!) um 1760.“ (Hausarchiv Potsdam Museum). 1760 war Heinrich noch Mitarbeiter seines Schwagers Menicus in Berlin. Die Kompositionsgrundlage Figur/en zwischen Palmen oder Tannen führte Heinrich nach Otto von Falke bereits in seiner Berliner Zeit ein. Von dort aus sei das Motiv „nach Magdeburg, Dresden, Thüringen“ (Falke, Altberliner Fayencen, 1923, S. 36) tradiert worden, ist jedoch auch aus der Bayreuther Manufaktur um 1770 bekannt (Sammlung Burkhardt, Bayreuther Fayence, 1994, Kat. 254).
Der Krug stammt aus demselben Haushalt wie der Walzenkrug mit zwei tanzenden Figuren aus der Frankfurter Manufaktur (Inv.-Nr. 78-47-FA) und gelangte vor 1945 ans Haus. Form, Zeichnung und Dekor sowie publizierte Objekte lassen eine Frankfurter Produktion dieses Krugs als annehmbar erscheinen (Brisch, Die Frankfurter Fayence-Fabrik, 2001; Peibst, Berlin-Brandenburgische Fayencemanufakturen, 1987, S. 14f.; Peibst, Berlin-Brandenburgische Fayencen, o. J., S. 22; Falke, Altberliner Fayencen, 1923, Abb. 56). Als solche wird er ab Ende April 2022 in der Brandenburg.Ausstellung im Haus der Brandenburgisch-Preußischen Geschichte gezeigt und war zuvor ebendort zuvor in der Ständigen Ausstellung „Land und Leute. Geschichten aus Brandenburg-Preußen“ zu sehen. 1955 war der Krug bereits Teil der Ausstellung „Potsdamer Gläser und Fayencen“ im ehem. Marstall (heute Filmmuseum). [Uta Kumlehn mit Dank an Thomas Wernicke]
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