Walzenkrug mit angesetztem Bandhenkel und Zinnmontierung; der Gefäßkörper mehrfach gesprungen und restauriert; auf dem Boden die Marke R in der Gestaltung von Rheinsberg, Manufaktur Carl Friedrich Lüdicke (Graesse, Führer für Sammler von Porzellan und Fayence, 1986, S. 151) und die Beschriftung C. F. B. 1797 auf dem Zinndeckel. Die Wandung zeigt eine in antike Gewänder gekleidete männliche Figur in Rückansicht mit einem über seine rechte Seite herabhängenden Tuch; in der bildenden Kunst üblicherweise ein Hinweis auf Jason mit dem goldenen, hier blauen Vlies. Die Figur steht zwischen Farnpflanzen und zwei großen Tannen über Felsen und blickt auf eine undefinierte weite Landschaft oder einen See mit kleinen blauen Wölkchen oder Wellen. Diese Tiefenwirksamkeit erzeugenden Elemente sind auf weiteren Gefäßen aus Rheinsberg zu finden, ebenso die in Gelb und Grün gehaltenen Farne (vgl. Mauter/Peibst, Barock-Fayencen, 1994, Kat. 92, Abb. S. 203; auch online verfügbar in der Datenbank der Stiftung Stadtmuseum Berlin). Tanne oder Palme sind in der Fayence in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts überregional verwendete Motive, so u. a. in Frankfurt (Oder), Dresden, Magdeburg (vgl. Ausst.-Kat. Die Magdeburger Fayence- und Steingutmanufaktur 1995, Kat. 187-188 [Vermächtnis Paul Heiland]; Peibst, Berlin-Brandenburgische Fayencen, o. J.; Peibst, Berlin-Brandenburgische Fayencemanufakturen, 1987, S. 10-12; Falke, Altberliner Fayencen, 1923, Abb. 54-55). Die klare, leuchtende Farbigkeit der Scharffeuermalerei ist ein weiteres Merkmal der brandenburgischen Manufaktur. Der Krug war als Leihgabe von Paul Heiland in der großen Fayence-Ausstellung im Berliner Schlossmuseum und gelangte aus seinem Nachlass in das Städtische Museum Potsdam. [Uta Kumlehn]
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