Zylinderförmiger Krug mit kurzem gewölbten Bandhenkel, Standring und Zinndeckel. Weiße Glasur und dreifarbige Scharffeuermalerei auf hellem Scherben; keine Marke. Unterhalb der Lippenrandes ein großes Fehlstück; Glasurabplatzungen am Bandhenkel; der Standring sitzt locker. Die Wandung zeigt eine männliche Figur mit Kopfbedeckung, fließenden Gewändern und ausgebreiteten Armen inmitten überproportional groß erscheinender Blüten. Über dem Kopf deuten sieben kleine Kreuze eine Aureole an. Entfernt erinnert die figürliche Gestaltung an chinoise Vorbilder aus den Niederlanden, der flüchtig gezeichnete Dekor hingegen ist weit entfernt von den frühen, fein gezeichneten, asiatisch inspirierten Szenen bspw. der Berliner Manufakturen Wolbeer und Funcke.
Der Krug stammt aus der Sammlung Lina Friedrichs und befindet sich seit 1956 im Potsdam Museum (zur Provenienz siehe untenstehenden Permalink zum Deutschen Zentrum Kulturgutverluste sowie Deinert, Indiziengestützte Detektivarbeit, 2016). Er wurde zuletzt 1973 im Rahmen der Ausstellung „Museumsschätze vorgestellt – die Fayencesammlung“ im damaligen Bezirksheimatmuseum Potsdam gezeigt. 1955 war er Teil der Präsentation „Potsdamer Gläser und Fayencen“ im ehemaligen Marstall (heute Filmmuseum, damals vom Städtischen Museum genutzt). [Uta Kumlehn]
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