Flache Schüssel mit Standring, leichtem Anstieg und gewölbtem Spiegel. Heller Scherben, weiß glasiert und in kobaltblauen Scharffeuerfarben bemalt, zwei größere Fehlstücke an der Fahne, Glasurabplatzungen und ein geklebter Sprung. Im Spiegel zwei einander zugewandte Pfauen auf einem Landschaftssockel inmitten großer Blütenzweige und Farnpflanzen. Ein kugelrunder Schwan oder eine Gans mit verdrehtem Hals beobachtet die beiden Pfauen aus der Luft. Auf der Fahne acht Bildfelder mit ovalen, hell- und dunkelblau nuancierten Früchten in Spiral- und Blattranken zwischen schmalen Schmuckbändern. Der Dekor des Tellers folgt speziell für den Export produziertem Porzellan der späten Ming-Zeit mit einer abgesetzten Bordüre auf der Fahne um ein zentrales Spiegelmotiv. Das Schmuckband trug in seiner ursprünglichen Form Glückssymbole (Wan-Li-Dekor, vgl. Rudi, Europäische Fayencen, Kat. 555). Dieses Porzellan wurde von niederländischen Kaufleuten zu Beginn des 17. Jahrhunderts von portugiesischen Seefahrern erworben und in Anlehnung an den Schiffstyp der südeuropäischen Handelsflotte „kraak“ (portugiesisch: caraccca) genannt (vgl. Ströber, »La maladie de porcelaine…«, 2001, S. 22). Der Teller stammt aus der Sammlung Lina Friedrichs und befindet sich seit 1956 im Potsdam Museum (zur Provenienz siehe die untenstehenden Permalinks zum Deutschen Zentrum Kulturgutverluste sowie Deinert, Indiziengestützte Detektivarbeit, 2016). [Uta Kumlehn]
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