Vor dem Betrachter erhebt sich die von Knobelsdorff entworfene Kolonnade um den Ehrenhof des Schlosses Sanssouci, in das sich der König zurückzog, um von hier aus zu regieren. Schon das ist ein Widerspruch, denn eigentlich ist Sanssouci ein Maison de plaisance, also ein Lusthaus, in das man sich für das Vergnügen zurückzog, abseits von Hofzeremoniell und Staatspflichten. Friedrich II. aber verwaltete von hier aus mithilfe seiner Sekretäre das Land. Der Ehrenhof ist der Ort des offiziellen Empfangs, gehört also auf die Hauptseite einer Residenz. Doch von jeher scheint die Gartenfront die Vorder- und der Ehrenhof die Rückseite zu sein. Und ist es nicht seltsam, wie auf dem Bild die Kolonnade mit den zu Bornstedt gehörenden Wiesen und Feldern kontrastiert? Aber wie das Schloss selbst, so steht auch die Kolonnade für ein „Sowohl-als-auch“. Sie ist Teil der Gesamtarchitektur und zugleich ein eigener Bereich, sie wirkt als Grenze und erlaubt dennoch vielfältige Durchblicke. [Thomas Sander]
bez.: u.l.: gez. von A. Forst; u.m.: Die Collonade von Sans-souci bei Potsdam.; u.r.: rad. von Schmidt in Dresden / Berlin, Verlag von Joh. Bapt: Weiss.
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