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Potsdam Museum - Forum für Kunst und Geschichte Fayence [80-311-FA]
Fayence-Relief mit dem Porträt König Friedrichs II. (Potsdam Museum - Forum für Kunst und Geschichte CC BY-NC-SA)
Provenance/Rights: Potsdam Museum - Forum für Kunst und Geschichte / Holger Vonderlind (CC BY-NC-SA)
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Fayence-Relief mit dem Porträt König Friedrichs II.

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Description

Porträt König Friedrichs II. in Dreiviertelansicht nach Antoine Pesne (1683–1757) mit Dreispitz, blauer Uniform, Orden und Schärpe. Um das Porträt ranken sich Blüten, rechts schwebt eine barbusige Feengestalt mit einem früchtetragenden Zweig in der Hand, zentral über dem König befindet sich eine schiefe Windrose. Ockerfarben erscheinender Scherben unter weißer Zinnglasur, polychrom bemalt. Auf der Nase, im Gesicht und am unteren Rand einige Glasurabplatzungen, verso in Bleistift bezeichnet „il fu“ (?), „um 1750“ (Museumsbeschriftung), keine Marke.
Das Objekt publizierten Horst Mauter und Swantje Peibst als Probestück des Porzellanmodelleurs und Bildhauers Johann Christoph Ludwig Lücke (um 1703–1780) in der Potsdamer Manufaktur Rewendt (Mauter/Peibst, Barock-Fayencen, 1994, S. 86; 124, Nr. 75; Abb. S. 189; Mauter, Die Potsdamer Fayencemanufaktur, 1996, S. 86; Abb. 4, S. 87). Mit dieser Zuschreibung wurde es auch in Potsdam ausgestellt (Ausst.-Kat. Königliche Visionen 2003, Kat. 4.3.21). Lücke ist v. a. als Künstler eindrucksvoller Elfenbeinskulpturen und Porzellanfiguren bekannt (Theuerkauff, Johann Christoph Ludwig Lücke, 1982; s. dazu auch die folgenden Informationen). Beschäftigt war er u. a. an den Porzellanmanufakturen in Wien und Meißen, zeitweise in Höchst. Nachdem die Etablierung einer eigenen Manufaktur in Kopenhagen nicht den erwünschten Erfolg erzielt hatte, wandte er sich 1753 an den preußischen König mit der Bitte um Anstellung. Sein Anliegen wurde abgelehnt, ein Aufenthalt in Potsdam ist nicht belegt. 1754–1756 hielt er sich in Schleswig auf und war dort Mitbegründer einer Fayence-Manufaktur, wurde jedoch bereits nach kurzer Zeit „wegen schlechten Betragens“ wieder entlassen (Lessmann, Schleswig, 2004, S. 212; siehe auch Zubek, Schleswig-Holsteinische Fayencen, 1983, S. 15, 45, 62). In den 1750er Jahren entstanden Porträtreliefs des dänischen Königs Friedrich V. und Friedrichs II. in Terrakotta (Theuerkauff 1982, Abb. 26–28). Mögliches Vorbild eines der von Theuerkauff publizierten, um 1758 datierten Reliefs des preußischen Königs ist der Kupferstich von Johann George Wille (1715-1808) nach Pesne, auf den wohl auch unser Exemplar zurückgeht (Link zum Exemplar der National Gallery of Scotland https://www.nationalgalleries.org/art-and-artists/30399/frederick-ii-great-1712-1786-king-prussia [Zugriff: 19.04.2021]). Die Modellierung der o. g. Stücke ist jedoch sehr viel präziser als die Gestaltung und insbesondere die Bemalung des „Potsdamer“ Reliefs, schaut man sich v. a. das Gesicht und den um das Porträt herum angelegten, flüchtig gezeichneten Dekor an. Es ist m. E. zu bezweifeln, dass ein renommierter Bildhauer sich mit diesem möglicherweise in Serienproduktion nach Modell angefertigten Stück am preußischen Hof beworben haben soll. Ein in Größe, Farbigkeit und Ornamentik leicht abweichendes Exemplar dieses Fayence-Reliefs befindet sich im Schaudepot des Kunstgewerbemuseums der Staatlichen Museen zu Berlin, Schloss Köpenick. Es ist als „Schlesien, 3. Viertel 18. Jahrhundert“ ausgewiesen. Mehrere Fayence-Manufakturen waren dort im 18. Jahrhundert etabliert, die heute überregional bekannteste ist die 1764 auf Erlaubnis Friedrichs II. in Proskau eingerichtete (Kaiser/Mehring/Seifert, Glanzstücke schlesischer Keramik, 2010; Fuchs/Heiland, Deutsche Fayence-Kultur, 1925, S. 91). Eine schlesische Produktion der Porträtkachel ist nicht auszuschließen, ebenso wäre eine Schleswiger Herstellung zu diskutieren. Größere Klarheit wird in den kommenden Jahren erfolgen. Derzeit entsteht ein Werkverzeichnis der Arbeiten von Johann Christoph Lücke durch die Kunsthistorikerin Vanessa Sigalas, s. die Ausschreibung: Porcelain by Johann Christoph Lücke (ca.1703-80), in: ArtHist.net, Oct 25, 2020 (accessed Oct 27, 2020), https://arthist.net./archive/23793). Die Provenienz des Reliefs aus dem Potsdam Museum ist nicht bekannt, die erste überlieferte Inv.-Nr. stammt aus dem Jahr 1953. Sie wurde zuletzt in der Ausstellung „Königliche Visionen. Potsdam. Eine Stadt in der Mitte Europas“ 2003/04 öffentlich gezeigt. [Uta Kumlehn]

Material/Technique

Ton / glasiert, Inglasurmalerei

Measurements

H. 45,1 cm; B. 30,5 cm; T. 6,5 cm

Literature

  • Gotter, Friedrich (o.J.): Alt-Potsdamer Fayence. Potsdam (vermutl.), Spalte 3
  • Landeshauptstadt Potsdam. Der Oberbürgermeister (Hg.) (2003): Königliche Visionen. Potsdam. Eine Stadt in der Mitte Europas. Potsdam, Katalog Nr. 4.3.21, m. Abb.
  • Mauter, Horst (1996): Die Potsdamer Fayence-Manufaktur 1737-1800. Potsdam oder Berlin?, in: Keramos. Zeitschrift der Gesellschaft der Keramikfreunde, H. 152, 1996. Deggendorf, Abb. 4
  • Mauter, Horst/Peibst, Swantje (1994): Barock-Fayencen. Kurmärkische Manufakturen. Entstehung, Höhepunkt und Niedergang eines Gewerbes. Berlin, Katalog Nr. 75, Abb. Seite 189
  • Potsdam-Museum (Hg.) (1996): Sammeln und bewahren mit Bürgersinn und Heimatkenntnis. Zur Geschichte des Potsdam-Museums. Potsdam, Abb. Seite 63
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Potsdam Museum - Forum für Kunst und Geschichte

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Das Potsdam Museum wurde 1909 von Potsdamer Bürgern und Mäzenen, die im Potsdamer Kunstverein und Potsdamer Museumsverein aktiv waren, als...

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