Flache Schüssel auf Standring mit breiter, flacher Fahne und gewölbter Kehle. Im Spiegel das ursprünglich aus der Ming-Zeit stammende Fels-Vogel-Motiv, das in Europa sowohl im Porzellan als auch in der Fayence in unzähligen Variationen weite Verbreitung fand. Von der Fahne ausgehend umrahmen alternierend angeordnete Reserven mit Blumensträußen in Vasen und einzelne größere Blütenarrangements das zentrale Motiv. Die Reserven sind von fein strukturieren Ranken umgeben, die bis in den Spiegel hineinführen. Der Kopf des Vogels ist auf ein bislang nicht identifiziertes Wappen gerichtet, dessen viergeteiltes Schild einen Adler (?), zwei Stulpenstiefeln, drei Kugeln und Zweige, als Helmzier eine männliche Figur mit Hut zeigt. Auf der Unterseite der Fahne drei blaue Beerenzweige, mittig auf dem Boden platziert ein bislang nicht gelöstes Malerzeichen in Form einer stilisierten, anmutig geschwungenen Flasche mit großem Verschluss und zwei Fähnchen. Als bislang einzige annähernd ähnliche Zeichen konnten bisher das Signet des Majolika-Künstlers Alfonso Patanazzi (1636–l1720) aus Urbino und das einer Majolika-Werkstatt aus Deruta (um 1510) festgestellt werden, ohne hier eine Zuschreibung vornehmen zu wollen (vgl. Jaennicke, Marken und Monogramme, 1878, fig. 371, Online-Ressource; Bruckmann’s Fayence-Lexikon, 1981, S. 72, fig. 73). Bei der „Flasche“ könnte es sich auch um eine Variation des auf chinesischen Porzellanen verwendeten buddhistischen Zeichen der Muschel handeln (vgl. Graesse, Führer für Sammler von Fayence und Porzellan, 1986, S. 684); vgl. den nahezu identisch dekorierten Teller mit feiner ausgearbeitetem Vogel (dort klar erkennbar ein Pfau) und leicht abgewandelter Helmzier 80-318-FA. Beide Teller gelangten zwischen 1951 als Überweisung des Wohnungsamtes aus unbekannter vorheriger Provenienz an das damalige Städtische Museum. [Uta Kumlehn]
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