Tiefer Teller mit Standring, schräg verlaufendem Anstieg und schmaler Fahne; Aufglasurmalerei in Blau, Grün, Rosa und Gelb. Auf dem Boden eine Pressmarke in Form eines Ankers des bislang noch nicht identifizierten Herstellers; zahlreiche Gebrauchsspuren und einige Glasurabplatzungen. Auf dem Spiegel ein Arrangement zweier großer Chrysanthemen und einer blauen Blüte, die am ehesten der allein im arabischen Raum verbreiteten Kapaster entspricht; sehr wahrscheinlich nach Vorlagenbuch bzw. Kupferstich erstellt. Auf der Fahne sechs locker verteilte kleine rosa Blüten, umlaufend eine blaue Linie. Frei schwebende Blütenarrangements und lineare Abgrenzung des Objektrandes sind eine Spezialität der Proskauer und Glinitzer Fayencemanufakturen, wurden jedoch u. a. auch in Frankreich, insbesondere Straßburg, den Niederlanden und auch in deutschen Manufakturen hergestellt; die publizierten Beispiele insbesondere aus Straßburg und Schlesien verfügen jedoch über eine feine, zeichnerisch herausragende Qualität, der dieses Stück nicht entspricht (vgl. Kaiser/Mehring/Seifert, Glanzstücke schlesischer Keramik, 2010; Ribbert, Wildsau und Kopfsalat, 2018; Bastian, Strasbourg. Faïences et porcelaines, 2 Bde., 2002/03). Der Teller kam aus unbekannter Quelle ans Museum; die erste überlieferte Inv.-Nr. stammt aus der unmittelbaren Nachkriegszeit. [Uta Kumlehn]
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