Porträt eines jungen Mannes; nach Raffael. Kupferstich von Paulus Pontius, 1630-1640.
Halbe Figur, nach rechts gewandt, den Betrachter anschauend. Der Sitzende trägt ein Barett, hat einen Pelz über seine rechte Schulter geworfen und die „Hände in einer müßigen Pose“ (Walek, 201).
Am unteren Plattenrand beschriftet „RAPHAEL DE URBIN“ und drei Kolumnen zu je zwei Zeilen lateinischen Textes, mit einer Lobpreisung Raffaels und Erwähnung des Stechers. Unter dem Text beschriftet, links: „Paulus Pontius fecit“, Mitte: „Io. Meÿssens exc., rechts: „Cum Priuilegÿs“ (teilweise verdeckt von Stempelaufdruck).
Das Gemälde, nach dem dieser Stich angefertigt wurde, wird allgemein Raffael zugeschrieben, der es vermutlich zwischen 1509 und 1516 anfertigte. Im 17. Jahrhundert wurde angenommen, dass es sich um ein Selbstporträt des Künstlers handelt, was auf dem vorliegenden Druck von Pontius erstmals explizit wird. Heute ist die Identität der dargestellten Person umstritten, es gibt auch die Meinung, dass es sich um eine Frau handelt.
Pontius hat seine Reproduktion seitenrichtig auf die Kupferplatte übertragen, so dass im Ausdruck nun eine seitenverkehrte Ansicht gegenüber dem Original vorliegt. Die Adresse von Meyssens als Herausgeber verweist darauf, dass es sich um einen späteren Druck handelt.
Das Original von Raffael befand sich seit Anfang des 19. Jahrunderts im Besitz der Familie Czartoryski in Krakau. Während des Zweiten Weltkrieges wurde es von der deutschen Besatzungsmacht in Polen geraubt und zuletzt im Jahr 1945 gesehen. Seitdem gilt es als verschollen. | Wolfgang Rose
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